Mittwoch, 20. Juli 2011

The Last Days of American Crime (Splitter)

The Last Days of American Crime (Splitter)

Die letzten Tage des Verbrechens in Amerika sind gezählt. In zwei Wochen schon wird die Regierung beginnen durch Radiowellen jeden amerikanischen Bürger daran zu hindern etwas Unrechtes zu tun. Im Land herrschen deshalb Bürgerkriegsähnlich Zustände und viele Demonstranten und auch einige Polizisten kommen bei den Aufständen ums Leben. Die mexikanischen und die kanadischen Grenzen werden schärfer bewacht denn je, da alle kriminellen Subjekte versuchen das Land zu verlassen und weiter in Freiheit zu leben. Am selben Tag will die Regierung auch das gesamte Papiergeld abschaffen damit man nur noch digital bezahlen kann und es somit nicht mehr möglich ist Steuern zu hinterziehen.
Und hier setzt die Geschichte ein. Graham ein gebrochener Mann, süchtig und ohne Job, wird von Kevin Cash zu einem letzten Coup eingeladen. Zusammen mit Kevins Verlobten Shelby soll er eine der digitalen Geldkassetten stehlen durch die sie, wenn sie es schaffen das Ding zu hacken, einen unendlichen Geldnachschub bekommen. Danach wollen sie sich nach Kanada absetzen und das süße Leben genießen. Zwei Wochen bleiben ihnen noch um den Raub durchzuziehen aber die Probleme die zuerst erledigt werden müssen scheinen unendlich.

Rick Remender beweist hier sein volles Können. Er kombiniert eine dreckige Sex & Crime Story mit Science-Fiction und jeder Menge Sozialkritik. Der Plot hätte noch soviel mehr hergegeben als nur die drei Ausgaben die jetzt als Trade beim Splitter Verlag erschienen sind.
Die Radiowellen können nur jemanden an einem Verbrechen hindern wenn er weiß was er tut. Was ist also mit allen Menschen die Straftaten aus ihrer Krankheit heraus begehen ohne zu wissen das sie etwas falsches tun? Was ist wenn ein Kind im glauben aufwächst das bestimme Dinge gar nicht verboten sind? Was ist mit politisch motivierten Verbrechen oder religiösen Fanatikern? Dann wäre es auch noch interessant zu beleuchten was aus einer Gesellschaft wird die dazu gezwungen ist sich richtig zu verhalten. Welchen Wert hat es dann noch ein guter Mensch zu sein wenn es eh nicht anders geht. Ich frage mich auch was mit Menschen ist die illegal in den USA sind was passiert mit denen? Schließlich tun sie etwas illegales nur in dem sie leben. Die Konsequenzen die sich daraus für die US-Grenzen ergeben würden fändt ich auch interessant. Genau so erschreckend ist doch die Macht die, die Regierung dadurch bekommt. Sie können die Gesetze immer strikter gestalten und keiner kann dagegen demonstrieren. Der Präsident könnte die Regeln ändern und dadurch für immer im Amt bleiben ohne das ihn jemand daran hindern könnte. Und die Legitimation nimmt sich in dieser Geschichte aus der Terrorbekämpfung. Eine parallele zu der Realität die nur zu offensichtlich ist.

Auch die Sache mit dem Bargeldlosen bezahlen ergibt spannende Fragen. Da würde mich besonders interessieren wie sich die Bevölkerung dagegen wehren könnte. Denn dadurch können nur noch offizielle Verkäufe stattfinden. Also kein Wiederverkauf, keine Schwarzarbeit etc. Wahrscheinlich könnte man zum antiken Warentauschen zurück kehren.

Jedenfalls sind das tausende Aspekte des Plots die hier nicht ausgeschöpft werden. Dafür ist es dann doch zu kurzweilig und konzentriert sich eben nicht auf die politische Ebene sondern mehr auf die Crime Story. Was nicht schlimm ist aber als Science-Fiction Fan hätte mich das politische doch mehr interessiert. Es werden aber trotzdem immer wieder kleine Teile der Auswirkungen des Regierungsprogramm eingeworfen. Trotzdem bleibt es aber nur der Plot Device der das Ganze ins rollen bringt. Sehr gefallen hat mir dabei das z.B. am Ende die Krankheit von Grahams Mutter durch Stammzellen geheilt werden kann, was zeigt das nicht alles was verboten ist auch wirklich schlimm ist.

An sich hat aber Grahams Geschichte viel von Sin City und ist teilweise etwas vorhersehbar, obwohl Remender manchmal nur so mit twists um sich wirft. Die Action ist aber immer cool und insgesamt ließt sich das Trade auch sehr angenehm, spannend und flüssig.
Dabei hilft Greg Tocchinis Zeichenstil extrem. Ich kann mir nur wenige Zeichner vorstellen die diese Story besser hätten umsetzen können. Wie schon letztens bei Batman & Robin erwähnt mag ich seine Zeichnungen sehr gerne und im Gegensatz zu Batman passt sein Stil hier perfekt.

Wenn ihr also einen knallharten Crimecomic lesen wollt der auch ein wenig zum Denken anregt seit ihr mit The Last Days of American Crime perfekt bedient!

8,9 von 10 weiße Bären