Dienstag, 9. August 2011

Harry Brown (2009) [Ascot Elite]

Wer nichts mehr zu verlieren hat und dazu eine Riesenwut im Bauch, kann sehr, sehr gefährlich werden. Harry Brown ist Witwer und sein einziger Freund wird von einer Gang brutal erschlagen. Ihm ist nichts geblieben. Und deshalb räumt er jetzt auf. Statt resigniert sein stilles Rentnerdasein weiter zu führen, packt der ehemalige Royal Marine noch einmal die Knarre aus und lehrt den gewalttätigen Abschaum in seinem Viertel gründlich das Fürchten. Den harten Jungs bleibt das überhebliche Gelächter schnell im Hals stecken, denn Harry weiß noch genau, wie’s geht.


In einem Problemviertel einer nicht näher genannten englischen Stadt lebt Harry Brown (Michael Caine). Tag für Tag muss er mit ansehen, wie sich die Jugendkriminalität ausbreitet, wie Menschen schikaniert, vergewaltigt oder ermordet werden und die Polizei nichts tut. Der einzige, nach dem Tod seiner Frau, verbliebene Freund Leonard (David Bradley) mit dem er gern ruhige Schachabende im lokalen Pub verbracht hat wird zunehmend Opfer dieser jungen Gangster. Doch als sich Leonard gegen den Terror zur Wehr setzt endet dies für ihn tödlich.

Schwer getroffen vom Tod seines besten Freundes und schockiert und angewidert von all der Gewalt und den Drogen verzweifelt Harry an seiner immer mehr zerbrechenden Welt und greift selbst wieder zur Waffe.

Der intensive Aufbau dieser Geschichte entwickelt sich in einem beabsichtigt ruhigen ersten Drittel des Filmes in dem wir als stille Beobachter dem Leben und vor allem den Verlusten die Harry erleidet  folgen. Im Umrahmt von der durch Hass und Gewalt geprägten, fast schon bizarren Umgebung, welche uns mit freien, halb nah Aufnahmen und langen ruhigen Kamerafahrten sehr intensiv nahe gebracht wird.

Der Film versucht nicht ein Actionstreifen aller Dirty Harry zu sein, denn obwohl Harry Brown sich für den Tod an seinem Freund rächen will, verliert dieser nie seine Menschlichkeit und stößt selbst auf Grund seines vorgestrittenen Alters an seine Grenzen. Ein Aspekt den ich sehr begrüßt habe, da man sich mit ihm in gewisser Weise identifizieren kann, ist er doch noch genug Mensch und kein „Rambo-Opa“. Andererseits und das macht der Film auch deutlich, wird der Akt der Rache nicht glorifiziert, es steht immer im Raum ob der Zweck die Mittel heiligt und was man angesichts dieses Terrors tun sollte. Beide Seiten werden gezeigt, auch wenn hier nicht detailliert auf die Hintergründe für diese Atmosphäre der Gewalt eingegangen wird, so scheint doch hier und da durch, das auch die Jugendlichen mehr zu dem gemacht wurden was sie sind.

Die Darstellung von Micheal Caine als Hauptrolle ist einem Schauspieler seiner Klasse absolut würdig. Den traurigen Wittwer spielt er mit genau so viel Traurigkeit und Herz, wie er es seiner rachsüchtigen Charakterseite nicht an Härte und Wut fehlen lässt. Auch die Nebendarsteller wie Emily Mortimer als D.I. Frampton oder Iain Glen als S.I. Childs machen eine gute Figur als gesetzestreue Polizisten.

Zusammengenommen, hat mich der Film mit seinem ruhigen aber intensiven Thriller auftreten sehr positiv überrascht, es ist kein harter Revanche Streifen eher das Bild eines Mannes der alles verliert und keinen Ausweg mehr sieht als sich zu wehren.


8.0 von 10 Partien Schach, mit einem alten Freund