Dienstag, 6. September 2011

Kraa #1 - Das verlorene Tal (Splitter)

Kraa #1 - Das verlorene Tal (Splitter)

Kraa ist der ältere zweier Adler Brüder. Seinen kleinen Bruder hat er gerade aus dem Horst geschubst da seine Eltern sich nur noch um ihn kümmern sollen, allerdings hat er kein schlechtes Gewissen, denn so soll es sein. Doch in den nächsten Tagen tauchen auch seine Eltern nicht wieder auf und so muss er zu sehen das er alleine um die Runden kommt. Bei der Jagd wird er von dem Indianerjungen Yuma und dessen Großvater beobachtet. Als Yuma sieht das Kraa nicht genug Beute abbekommt unterstützt er ihn und reicht ihm kleinere Tiere die er für ihn gefangen hat.
Schon bald bekommt Yuma aber eigene Probleme. Durch Klima Veränderungen werden langsam auch die nördlichsten Teile Alaskas für die europäischen Siedler erreichbar und so kommt der weiße Mann auch in den hohen Norden. Der Goldrausch treibt immer mehr gierige Wesen nach Alaska, was zuerst von Kraa bemerkt wird, der seine Beute aber nicht mit den Menschen teilen will. Als er einen der Männer angreift wird er angeschossen und nur durch das beherzte Eingreifen von Yuma gerettet. Er bringt den Adler zurück in sein Nest das hinter einem Wasserfall versteckt liegt. Die beiden bauen eine Verbindung auf die stärker ist als sie eigentlich sein könnte. Die beiden können in Gedanken fast mit einander sprechen und Kraa glaubt daran das es sich bei dem Jungen um seinen wiedergeborenen Bruder handelt. Als Yuma zurück in sein Dorf reiten möchte muss er schreckliches mit ansehen. Er kommt gerade noch rechtzeitig um zu sehen wie seine Schwester entführt wird. Alle anderen seines Stammes wurden von den Goldgräbern getötet als diese nicht ihr Zuhause verlassen wollten. In Yuma und Kraa flammt nur noch ein Wunsch auf: Rache!

Benoît Sokal hat hier im Alleingang einen fantastischen Abenteuer Comic geschaffen der am Anfang des 20. Jahrhunderts angesiedelt ist. Das Setting ist der Goldrausch der Siedler und die unverstellbare Grausamkeit mit der diese über das Land und dessen Ureinwohner eingefallen sind. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive des Adlers, des Jungen und der Goldgräber erzählt. Am spannendsten ist dabei die Sicht von Kraa, der zwar ein äußerst grausames Weltbild schildert, dabei aber nur widerspiegelt wie die Natur funktioniert. Die Handlanger der Kapitalisten sind leider nicht allzu interessant geschrieben. Sie sehen böse aus, machen böse Sachen und das dann auch noch aus den falschen Gründen. Etwas weniger schwarzweiß hätte ich erfrischender gefunden. Der Junge bringt ein wenig Menschlichkeit in diesen Band, die Menschlichkeit geht aber schnell unter in dem Wunsch nach Rache. Es dauert also nicht lange bis das einzige was noch rein und schön ist beschmutzt wird und es bleibt nichts positives mehr in der Welt.

Das schlägt sich auch im Artwork nieder, das zum einen die Gewalt der Menschen sehr plastisch darstellt, aber auch die Brutalität der Natur wird nicht beschönigt und ebenso dreckig und blutig gezeigt. Die Zeichnungen sind sehr detailreich und besonders während der Abstinenz der Menschen wunderschön. Wenn die Menschen ins Bild kommen wird es sehr dunkel und dreckig. Passt alles perfekt zusammen und sieht einfach nur toll aus.

Der erste Band von Kraa ist nicht nur toll anzusehen sondern bietet auch eine spannende schonungslos erzählte Geschichte. Das einzige was den Spaß ein wenig trübt ist die etwas zu platte Darstellung der Antagonisten, durch die das Lesen stellenweise etwas ermüdet. Davon abgesehen ist Kraa ein fantastisches Abenteuer.

8,2 von 10 Adlerbögen