Montag, 14. November 2011

Winter's Bone (2010) [Ascot Elite]

Winter's Bone (2010) [Ascot Elite]

Die 17 jährige Ree Dolly begibt sich auf die Suche nach ihrem Vater, der das Haus seiner Familie als Kaution eingesetzt hat und dann spurlos verschwunden ist. Getrieben von der Angst, ihr Zuhause zu verlieren und in den Wälden von Südmissouri zu stranden, stellt sich das Mädchen gegen den Schweigekodex der örtlichen Gemeinde und riskiert ihr Leben, um ihre Familie zu retten. Unbeirrbar und aufrichtig kämpft sie sich durch ein Gewirr aus Lügen, Ausflüchten und Bedrohungen bis sie zu letzt hinter die Wahrheit gelangt.


Der dieses Jahr überraschend mit vier Oscarnominierungen versehene Film, um das leidvolle Leben im mittleren Westen der USA, wird besonders durch eine wundervolle Performance der Newcomerin Jennifer Lawrence getragen. Diese weiß sich in einer von Resignation und Gewalt geprägten Gesellschaft zu bewegen ohne dabei die Natürlichkeit ihres Spiels zu verlieren. Der ganze Film ist meiner Meinung nach absichtlich in einer eher dokumentarisches als künstliches Setting versetzt worden um das Publikum mit der direkten Härte der Welt in der Ree und ihre Geschwister leben muss, zu konfrontieren. Es wird überwiegend mit einer unstablisierten Handkamera gearbeitet um die Nähe zum Geschehen zu erhöhen zu gleich gibt es lange Stilshot der Umgebung oder einfach Szenen in denen nur die Menschen wortlos ihre Wirkung in der Szene entfalten können. Durch dieses Mittel bekommt der Film ein, häufig vom Feuilleton spöttisch als pseudokünstliersch, bezeichnetes Ambiente.
Bilder von Armut, Verwahrlosung und Elend in einem der so genannten "Industrieländer" zu sehen erinnert einen schwerlich daran, dass auch oder grade die "westliche" Gesellschaft mit ihren systemischen Problemen zu kämpfen hat.
Der Film ist still, sehr still und strahlt eine Ruhe bzw. fasst eine Art von Stilstand aus in einer ländlichen Gegend von der sich der Fortschritt vor langer Zeit verabschiedet hat. Darüber hinaus gibt es einen sehr spartanischen Einsatz von Musik, nur an ein zwei Stellen im Film kommt diese zum Tragen und bekommt hierdurch eine stärkere hofnungssträchtige Wirkung. Die meiste Zeit wird auf die natürlichen Geräusche der Natur oder einfach auf die Stille gesetzt. Diese Ruhe (bekannt aus den meisten deutschsprachigen Filmen) ist eine sehr zweischneidige Angelegenheit, da es eine bestimmte Art von Zuschauer voraussetzt, dieser muss sich mehr als bei den meisten Projekten auf den Film einlassen, ihn wirken lassen und viellicht auch das ein oder andere Mal über das nachdenken was er/sie hier geboten bekommt. Verständlicher Weise möchte nicht jeder, dass ein Film an einen selbst so fordernd Erwartungen stellt und werden daher vermutlich gelangweilt abschalten.

Die Blu-ray Version von Ascot Elite hat ausgezeichnete Bildqualität, Farben, Kontraste und Schärfe sind auf sehr hohem Niveau. Was leider negativ auffällt, ist die etwas schlecht geratene Synchronisation, die Stimmen passen teilweise nicht zu ihren Charakteren und noch schlimmer, sie sind oft Lippen unsynchron, was sehr häufig auffällt, sowas müsste nicht sein.

Unterm Strich bleibt ein kleiner ruhiger Film der uns abseits des Massenmarktes, die Depression der ländlichen Armut in Kombination mit einer dramatischen Familiengeschichte präsentiert. Der Film hat seine Nominierungen in jedem Fall verdient ist aber nicht für jeden zu empfehlen.

8.3 von 10 Kämpfe um die Existenz