Samstag, 14. April 2012

Chillerama (2011)

Chillerama (2011)

Chillerama ist eine Horrorcomedy Anthologie mit 3 beziehungsweise 4 (oder 5 je nachdem wie man es sehen möchte) Geschichten. Schauen wir sie uns an.

Den Anfang macht „Wadzilla“ eine Hommage auf die Riesenmonsterfilme der 50‘er und 60‘er. Ein Mann mit faulen Hoden bekommt ein Medikament das seine Spermien stärken soll. Doch ein fieser Nebeneffekt des Mittels ist das er schlimme Ballkrämpfe bekommt sobald er nur ein wenig erregt ist. Der Arzt sagt da gibt es nur einen Weg zur Besserung, rubbeln bis der Arzt geht. Dabei stellt er aber schreckliches Fest seine Spermien sind riesig geworden und wachsen unheimlich schnell. Eines der Dinger kann entkommen und wächst unaufhaltsam. Doch was will ein Spermium in dieser Größe? Natürlich ein Ei befruchten das ebenso groß ist. Das kann es nur bei der Freiheitsstatue finden und so macht sich das Monstrum auf den Weg die alte Dame zu besteigen. Wird das Militär es schaffen noch rechtzeitig ein riesiges Kondom aufzutreiben?

Geht ja schon mal gut los. Jeder Film der ein eigenes Budget für Spermien Puppenspieler, Animatoren, Animatronics, Puppen und andere Effekte hat ist auf meiner “find ich geil Liste“ ziemlich weit oben. Der Stil von damals wurde gut getroffen, stellenweise funktionieren die Dialoge nicht ganz aber egal. Hauptsache Wadzilla sieht putzig aus. Was sehr ärgerlich ist, ist das man sich beim Blut teilweise auf Computer Effekte verlassen hat, was eigentlich nicht verzeihlich ist bei einem Film der schon seine 50 Jahre auf dem Buckel haben soll. Verantwortlich für dieses Segment war Adam Rifkin (Homo Erectus) und übrigens hat Eric Roberts (Cyclops) einen kleinen Gastauftritt als General. Eine sehr unterhaltsame Geschichte mit kleineren Fehlern die manchmal etwas nerven, was dem Spaß aber keinen Einhalt gebieten kann. Eine gewiße Ähnlichkeit zu einer Woody Allen Geschichte ist aber nicht von der Brust zu weisen.

Weiter geht es mit Tim Sullivans (2001 Manics 1+2) "I Was a Teenage Werebear". Eine Mischung aus I Was a Teenage Werewolf, Horror of Party Beach und Grease. Der Teenager Ricky (Sean Paul Lockhart) stellt zwei Dinge fest. Erstens ist er ein Werebear und zweitens ist er schwul. Beides keine Dinge die man einfach so in der Öffentlichkeit breittreten möchte. Hin und hergerissen von dem was er ist und dem was die Gesellschaft von ihm verlangt zu sein, macht er sich auf die Suche nach Akzeptanz.

Die Idee ist soweit ziemlich lustig, besonders das es eine wirklich Botschaft gegen Bigotterie und Homophobie vermitteln will hat mir doch sehr gefallen. Leider ist dieser Teil einfach öde, da holt auch Ron Jeremy (Super Hornio Brothers) nicht mehr viel raus. Man kann nicht mal sagen das die Musical Parts schlecht sind da von den Liedern einfach nichts hängen bleibt. Abgesehen von einer netten Grundidee bleibt also nicht viel.

Darauf folgt das absolute Highlight dieses Pakets. Mit "The Diary Of Anne Frankenstein" hat Adam Green (Hatchet I+II, Frozen) einen Hammer abgeliefert der sogar Buttgereits Captain Berlin vs. Hitler in den Schatten stellt. Anne Frank (Melinda Y. Cohen) findet auf dem Dachboden ein altes Familienbuch, durch das sie erfährt das ihr Familienname eigentlich Frankenstein lautet. Die Nazis holen ihre Familie und nehmen das alte Frankenstein Buch an sich. Hitler (Joel David Moore) findet durch dieses Buch die Waffe um den, wie er glaubt, ersten Weltkrieg zu beenden. Er baut einen jüdischen Golem Namens Meshugannah (Kane Hodder), der für ihn den Krieg gewinnen soll. Meshugannah merkt aber schnell was los ist und das die Nazis voll uncool sind und bekämpft Hitler.

Verdammt lustig! Der Film ist in schwarzweiß und vollkommen auf deutsch gedreht. Da wurde auch nichts nachsynchronisiert. Die Schauspieler mussten alle ihren deutschen Text lernen. Was dabei herausgekommen ist, kann man perfekt verstehen und ist bei fast allen so gut wie Akzentfrei. Außer Joel David Moore (Shark Night 3D), der spricht Hitler in der selben Fantasiesprache wie man es aus den Bugs Bunny Cartoons aus den Vierzigern kennt. Kane Hodder (Jason X) als Golem ist die Perfekte Wahl, wohl niemand ist so darin geübt in einem Gummimonsteranzug herumzulaufen wie er. Was noch erwähnenswert wäre, ist das Herr Frank von Jim Ward (Chihiros Reise ins Zauberland) gesprochen wird einem der besten aktuellen US-Synchronsprechern. Außerdem ist er ein sehr talentierter Stimmenimitator und politischer Kabarettist. Absolutes Highlight.

Danach kommt ein sehr kurzes Segment das vom Finale unterbrochen wird. "Deathication" ist mehr ein Fake Trailer von einem Shitsploitation Film der 70‘er. Alles was passiert ist das Menschen die verrücktesten Dinge während des Kotens tun. Nicht schön, nicht lustig aber anders.

Dann kommt das Finale "Zom-B-Movie", das sich durch den ganzen Film gezogen hat. Die einzelnen Storys werden nämlich vorgestellt und unterbrochen durch diese Handlung. Ein altes Autokino soll geschlossen werden und der noch Besitzer Cecil Kaufman (Richard Riehle) möchte am letzten Abend die oben genanten Kurfilme zeigen und sich danach umbringen. Während der Vorführung sehen wir immer wieder die Zuschauer die sich unterhalten, gleichzeitig gelangt ein Virus ins Popcorn der alle zu sexgeilen Zombies mutieren lässt.

Es gibt eigentlich nur einen Grund diese Story von Joe Lynch (Wrong Turn 2) zu sehen: Richard Riehle (The Man from Earth). Der einem Walross nicht unähnliche Mann spielt zwar immer wieder in schlechten Filmen mit, gibt aber immer sein bestes. Würde diese Geschichte nur von ihm handeln wäre sie echt gut. Leider müssen wir den Teenagern bei ihrem geblubbert zuhören das leider nicht lustig und unterhaltsam ist. Es erinnert viel mehr an die dummen Anspielungen bei Scream und zwar genauso aufdringlich.

Chillerama ist ein Angriff auf den guten Geschmack, provoziert gerne, hat aber sein Herz an der richtigen Stelle. Viele talentierte Leute haben ihr bestes gegeben um ein paar Oldschool Horrorgeschichten auf Film zu bannen. Ich hab mich großartig unterhalten gefühlt auch wenn nicht alle Geschichten so geworden sind wie ich es gehofft hätte.

8 von 10 Gesprächen mit Orson Welles