Samstag, 14. Juli 2012

Sanctuary - Wächter der Kreaturen: Staffel 1 (2008) [Koch Media]

Sanctuary - Wächter der Kreaturen: Staffel 1 (2008) [Koch Media]

Der forensische Psychiater Dr. Will Zimmerman (Robin Dunne) wird von der Polizei an einen Tatort gerufen. Wirklich Interesse an seiner Untersuchung hegt niemand, da ein Verdächtiger schon festgenommen wurde. Zimmerman allerdings bemerkt einige Dinge, die darauf hinweisen, dass nicht der vorbestrafte Nachbar, sondern ein Kind, das bisher nicht im Polizeibericht vermerkt wurde, an den Morden in einer russisch stämmigen Familie verantwortlich sein könnte. Leider ist sein Ansehen seit jeher angekratzt, nachdem er aufgrund sehr abstruser Forschung und Ideen aus dem FBI geflogen ist. Sein Teil der Untersuchung wird übergangen, doch wird er kurze Zeit später von Dr. Helen Magnus (Amanda Tapping) kontaktiert.
Diese mysteriöse Dame versichert ihm, dass seine Vermutungen bezüglich des Falls richtig seien. Sie lädt ihn ein, zu ihr ins „Sanctuary“ zu kommen, sollte er der Sache auf den Grund gehen wollen. Doch sie warnt ihn auch. Sein schon immer vorhandenes Gefühl, dass die Realität mehr Facetten hat, als die unachtsamen Augen Normalsterblicher wahrnehmen, könnte letztlich doch der Wahrheit entsprechen und seine Welt für immer verändern...

Als er letztlich doch seiner Neugier nachgibt, wird er mit Umständen konfrontiert, die er nicht für möglich gehalten hat. Da stellt Bigfoot (Christopher Heyerdahl) als Assistent der Doktorin eine der kleineren Neuerungen dar. Das Sanctuary ist Zufluchtsstätte für Kreaturen, die Magnus als „Abnorme“ bezeichnet. Die Abnormen sind zum einen Menschen bzw. waren Menschen, die besondere Fähigkeiten erlangt oder ihre Form verändert haben, zum anderen Wesen, wie sie die meisten Menschen nur aus Gruselgeschichten kennen – irgendwoher mussten diese Ideen ja nunmal stammen. Dr. Magnus hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht den Abnormen ein Heim zu bieten, ihnen zu helfen ihre Fähigkeiten zu kontrollieren und zu nutzen und – sollte es nötig sein – sie vor sich selbst und die Menschheit vor ihnen zu schützen. Einem Feuerelementar, das nicht weiß, was es tut, möchte man ja nunmal nicht unbedingt auf offener Straße begegnen. Oder eben einem kleinen Jungen, der einen Appendix am Bauch hat, der auf Angst reagiert und lecker Gehirn nascht.
Auf der Suche nach dem Jungen begegnet Will Ashley Magnus (Emilie Ullerup), der Tochter der Doktorin. Ashley ist jung, attraktiv und mag Waffen richtig dolle. Problematisch wird die ganze Situation als ein weitere Person auf die Bühne tritt. John Druitt ist ein sehr alter Bekannter Helens, der mit einem Zorn und einer Blutlust ausgestattet ist, die ihm im 19. Jahrhundert den neckischen Spitznamen „Jack the Ripper“ einbrachten...

Quelle: www.kochmedia-film.de

Vielleicht etwas viel Geschichte als Einleitung, aber da musstet ihr jetzt durch. Sanctuary startete 2007 mit acht Webisodes, die die beiden Geschichten erzählten, die später auch mit Änderungen in den ersten drei Folgen der Serie, die ab 2008 auf dem SyFy Channel ausgestrahlt wurde, Verwendung finden sollten. Zu den Webisodes aber später mehr, denn freundlicherweise wurden der ersten Staffel alle acht Webisodes als Bonusmaterial beigelegt.
Konzept und visueller Stil werden dem ein oder anderen doch recht starke Assoziationen aufzwängen. Torchwood, B.P.R.D. (zumindest die Filmvariante) und auch ein wenig Underworld werden zum Vergleich herangeschleift, obgleich natürlich Unterschiede bestehen.
In der Welt von Sanctuary sind die „abnormen“ Kreaturen zum überwiegenden Teil durch Mutationen, natürlich oder unnatürlich, entstanden. Die Abnormen haben ihre eigene Systematik, s.h. über Verwandschaften lässt sich eine Bestimmung und Benennung durchführen. Allerdings gibt es auch einzigartige Formen, die sich dieser Systematik entziehen. Hier wird auch schon gleich klar, dass das Konzept die ein oder andere Macke hat. Die Bezeichnung „Abnorme“ ist gerade bei Kreaturen innerhalb der Systematik vollkommen abstrus, gerade wenn sie sogar durch natürliche evolutionäre Prozesse zu dem wurden, was sie sind. Sie mögen zwar dem überwiegenden Teil der Menschheit unbekannt oder befremdlich sein, aber abnorm sind sie nicht.
Das Sanctuary in Old City an sich ist ein gotisch anmutendes Bauwerk, in dem das Team um Dr. Helen Magnus Forschungen betreibt, Abnorme beherbergt und behandelt. Von hier aus werden die Operationen koordiniert, allerdings immer im Verdeckten („Instinkt“).

Die Charaktere besetzen gleich in der ersten Folge altbekannte Nischen. Dr. Will Zimmerman wird vollkommen witz- beziehungsweise ironiefrei mit dem Satz „Die Balsamico-Spritzer sind nicht im Uhrzeigersinn“ eingeführt. Ich will Monk sehen. Dass dann am ersten Tatort alle Dinge, die er betrachtet aufblitzen, hilft nicht dabei die Monk/Psych-Parallelen abzuschütteln. Der total geniale junge forensische Psychiater also. Die wirklich alberne Einführung wird später durch eine durchaus normale Darstellung des Charakters wieder halbwegs gut gemacht. Zimmerman ist immerhin der einzige „Normale“ im Team.
Amanda Tapping spielt die schon 157 Jahre alte Dr. Helen Magnus, deren Idee das Sanctuary war und die eben dieses leitet. Tappings spielt läuft leider zu Beginn häufig auf eine versteinerte Miene hinaus. Die Idee, den Charakter dahinter als weise, ruhig und streng zu gestalten, kommt schon an, aber ihr Spiel an sich bleibt leer und ohne Botschaft. Da hilft der holprige und gezwungene Akzent im O-Ton auch nicht mehr viel. Dieser ständige Verweis darauf, dass der Charakter im England des 19. Jahrhunderts lebte, ist in den ersten Folgen zwar besonders, aber macht manche Szene etwas kaputt. Im Laufe der Staffel wird der Charakter allerdings lockerer und funktioniert in Verbindung mit den anderen eigentlich ganz ok.
Allerdings stimmt die Chemie zwischen Magnus und ihrer Tochter Ashley nie so recht. Emilie Ullerup spielt wohl den klischeehaftesten und auch plattesten Charakter der Serie. Ashley ist immer auf Adrenalin aus und bereit für die Jagd nach Abnormen. Das bleibt für die meiste Zeit neben ihrem Aussehen auch das einzig definierende für den Charakter. Die Tatsache, dass sie bald erfährt, dass John Druitt (und somit Jack the Ripper) ihr Vater ist und ihre Mutter dies vor ihr verschwieg, wird zwar thematisiert, führt aber kaum zu etwas.
John Druitt widerum ist äußerst interessant konzipiert und von Christopher Heyerdahl wirklich gut verkörpert. Der unermüdliche Zorn und die Zerissenheit dieser Figur wird immer wieder hevorgebracht und führt dazu, dass die anderen eher faden Darsteller von Heyerdahl an die Wand gespielt werden. Großartig, aber auch ein wenig schade, dass ein Serienmörder stärker, komplexer und menschlicher wirkt als die restlichen Charaktere.
Weiterer wichtiger Charakter ist der Techniker Henry Foss, der natürlich etwas verrückt und „geeky“ ist. Allerdings hat er ein Geheimnis, das in der Folge „Das Familiengeheimnis“ thematisiert wird. Dies verleiht Henry ernsthaft etwas mehr Tiefe und befreit ihn vom Stempel des Serien-Clowns.
Das hört sich im Kern zwar alles ganz interessant an, aber die Charaktere wirken oft äußerst leer. Man erkennt die Ideen, man erkennt, wohin man mit ihnen wollte, aber durch so manche alberne Idee oder überzogene Coolness, verfehlt man es, ihnen etwas Menschliches zu geben. Erst die nicht ganz so ernst gemeinte Folge „Die Nubbins“, in der kleine knubbelige Tier ihre Pheromone im Sanctuary versprühen, kommt etwas Leben in die bisher leeren Hülsen der Charaktere. Dass hierfür sexuelle Anspielungen nötig sind, ist ein wenig schade.

Die erste Staffel Sanctuary bietet neben den beiden Pilotfolgen und dem Übergang zur zweiten Staffel durchschnittliche Kost. Die Geschichten wirken, als würde man schnell die Standard-Epsioden der meisten Science Fiction/Fantasy-Serien abhandeln wollen. Da wäre eine Found Footage-Episode („Instinkt“), Detektiv-Folge („Das Familiengeheimnis“), eine Episode („Requiem“), in der Will und Helen in einem U-Boot gefangen sind, und eine, in der ein Team in einem abgestürzten Flugzeug mit einem Abnormen zu tun hat, der die Wahrnehmung manipuliert und so einen nach dem anderen ausschaltet („Der Körperwanderer“). Die Folgen unterhalten allesamt, haben aber aufgrund der zugrundeliegenden Struktur und den noch recht faden Charakteren so manch eine Länge. Hinzu kommt die vollkommen überzogene Ernsthaftigkeit, die nur selten gebrochen wird.
Besonders traurig ist dies, da die Serie in den Webisodes eine gänzlich andere Wirkung hat. Die Webisodes sind insgesamt düsterer und die Charaktere werden weniger lächerlich eingeführt. Sogar Ashley bekommt eine Szene mit ihrem Vater, die den Charakter zwar nicht rettet, aber schon nachvollziehbarer gestaltet.

Die visuellen Effekte spielen bei dieser Serie eine besondere Rolle. In den ersten Folgen wird die Green Screen-Technik absolut inflationär verwendet, was sehr prägend für den Stil und leider auch Grund dafür ist, dass die Serie etwas überambitioniert bis peinlich/trashig wirkt. Nicht selten sieht man in einem der Haupträume des Sanctuary drei Personen und einen Tisch. Das ist nichts Besonderes, das passiert in den besten Familien, nur sind hier die Personen und der Tisch das einzig „Echte“ im Raum. Der komplette Hintergrund ist digital eingefügt. Die Hintergründe sind zwar oft qualitativ hochwertig, doch es bleibt eine TV-Serie. So hochwertig die einzelnen Elemente eben sind, sieht das Endergebnis sehr nach Plastik aus, was der Illusion eher schadet als die Phantasie des Zuschauers anregt. Katastrophal sind Kameraschwenks innerhalb dieser künstlichen Umgebungen.
Im Laufe der Staffel wird die Technik allerdings dezenter eingesetzt und mehr Drehorte besucht bzw. mehr Sets wirklich gebaut und dann nur noch digital aufbereitet, was dem Look der Serie wirklich gut tut. Unverständlich ist allerdings, warum man im Staffelfinale eine zerstörte Stadt in Indien im nordamerikanischen Wald nachstellt, aber wiederkehrende Sets im Sanctuary immer im Green Screen dreht.
Die Kreaturen sehen in den meisten Fällen für eine TV-Serie erstklassig aus und fügen sich erstaunlich gut in die Bilder ein, so sie denn überhaupt per CGI eingefügt werden. Günstigerweise werden Menschenartige mit Kostümen und ordentlicher Maske dargestellt, was vielleicht im Design einschränkt, aber einen guten Kontrast zum ganzen Künstlichen bietet.

Die drei Blu-rays bieten konstant hohe Bildqualität. Neben den Folgen der Serie sind wie schon erwähnt die acht Webisodes enthalten. Hinzu kommen drei kleinere Making Ofs in HD, die dann nochmal etwas anders geschnitten in schlechterer Qualität zu einem Ganzen zusammengefügt zu finden sind, und Audiokommentare zu allen Folgen. Ein großes Paket also.

Sanctuary - Wächter der Kreaturen: Staffel 1 wartet mit einem gewöhnungsbedürftigen visuellen Stil auf. Die Charaktere und Geschichten wirken zu Beginn noch etwas fade, beginnen aber zum Ende der Staffel etwas an Farbe zu gewinnen. Eine Serie, die Durchschnittliches bietet, aber Potential nach oben hat.

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