Montag, 23. Juli 2012

Snake Rattle 'n' Roll (NES)

Snake Rattle 'n' Roll (NES)

1990 erschien eines der härtesten Games für den NES: Snake Rattle 'n' Roll. In diesem isometrischen (von mir auch gerne 2.5D genannt) Platformer spielt ihr die beiden hungrigen Schlangen Rattle und Roll. Sie wollen zurück auf ihren Planeten und müssen dazu 10 beinharte Level und einen Endgegner meistern. In den Stages warten nicht nur absurde Feinde wie Kloschüsseln auf den Spieler, sondern ihr müsst auch einige Nibbley-Pibbleys auffressen, um immer fetter zu werden. Denn nur wer dick genug ist, bekommt einen leuchtenden Schwanz und kann die Klingel der Waage zum Läuten bringen und somit die Tür zur nächsten Stage öffnen.

Nach diesem etwas wirren, aber vollkommen zutreffenden Satz noch eine kleine Erläuterung, wie dieses Review zu lesen ist. Da wir zu zweit auf offenliegenden Nerven tanzten, gibt es einmal El Tofus Beitrag und kursiv gibt es noch Ickes Senf dazu. Herrlich! Ab dafür!

Story:

Nicht existent, aber trotzdem geil! Alien-Schlangen die fett werden müssen und dabei gegen riesige Füße, Kloschüsseln und Dame-Steine kämpfen müssen sind einfach klasse. Außerdem ist es schön, dass es noch Videospiele gibt, die nicht beim Schlankheitswahn mitmachen.

Ich muss gestehen, dass ich erst jetzt, über 20 Jahre nachdem ich das Spiel zum ersten Mal spielte, überhaupt mitbekommen habe, dass Snake Rattle 'n' Roll eine Geschichte hat. Aliens, die einfach nur nach Hause wollen, kommt mir ja schon irgendwie bekannt vor...

Gameplay:

Das Ziel ist in jedem Level dasselbe. Werdet dick genug, um die Waage zum Klingeln zu bringen. Dann müsst ihr es noch bis zur Tür schaffen. Klingt nicht zu kompliziert, wird aber schon nach den ersten paar Stages eine wahre Tortur. Zu Beginn liegt es noch an der Steuerung, denn zuerst ist es wegen der isometrischen Ansicht wirklich schwer, die Schlangen richtig zu steuern. Vor allem bei arg kniffligen Hüpfpassagen. Stellt euch also darauf ein, den Game Over-Bildschirm immer und immer wieder zu sehen. Ansonsten drückt ihr die B-Taste um zu schlecken und die A-Taste um zu hüpfen. Start pausiert das Spiel wie gewohnt. Mehr gibt es nicht. Neben den verschiedenen Gegnern und den Nibbley-Pibbleys könnt ihr noch Gullydeckel öffnen, indem ihr sie anschleckt und dabei Diamanten (Punkte), Uhren (Zeit), Zungen (Zungenerweiterung), Schlangenköpfe (Extraleben), Schlangenköpfe mit aufgerissenem Maul (mehr Punkte), Warps und Bonusstages entdecken. Die Schwimmflosse ist ein Item, das nur einmal im Spiel vorkommt, und dann gibt es noch ein negatives Item, das nämlich eure Steuerung für einige Zeit umkehrt. Klingt immer noch nicht wirklich spannend oder besonders, macht aber unglaublich Laune und ist ebenso frustrierend wie motivierend.

Jeder hat wohl schon mal eine Snake-Variante gespielt. Dieses Spiel macht allerdings wirklich sein eigenes Ding daraus bzw. reizt das Konzept bis aufs Äußerste aus. Genau wie bei Snake nimmt man sich immer wieder vor, nach der nächsten Runde erstmal aufzuhören, aber der Suchtfaktor ist einfach zu hoch. Durch die isometrische Ansicht ist wahrlich eine gewisse Eingewöhnungsphase einzuplanen. Nach einer Weile hat man den Dreh raus und man bekommt die ersten Stages noch lockern hin. Wie erwähnt wird der Schwierigkeitsgrad schnell stark erhöht, was auch gerne zu Wutausbrüchen führen kann.
Die Steuerung verzeiht absolut keine Fehler, so dass mit wachsender Unruhe auch einfachste Sprünge nicht mehr gelingen wollen. Dabei wird aber nie die Linie überschritten, aber der man dem Spiel mangelnde Fairness unterstellen würde. Beim nächsten oder übernächsten oder überübernächsten ... wird es schon klappen.


Grafik:

Das Spiel erschien 1990 für den NES, erwartet also nichts besonderes. Rare haben das Game aber mit einer satten Farbpalette gesegnet und das Leveldesign ist ausreichend. Die Feinde sind ziemlich bescheuert, aber einfallsreich und zudem gibt es noch ein paar kleine lustige Details. Zum Beispiel evolvieren die Bällchen von Stage zu Stage und bekommen Flügel, Beinchen und andere Gliedmaßen. Wenn eure Schlange diese dann verspeist, spuckt sie diese wieder aus. Sieht sehr putzig aus. Außerdem flackert das Bild nur selten wie man es von anderen NES-Spielen kennt. Störend ist aber, dass das Bild sich an den Rändern immer wieder wiederholt. Das bedeutet, dass ihr Areale, die über euch sind, manchmal auch unter euch auftauchen seht oder eure lange Zunge links aus dem Bild schlängelt und auf der anderen Seite wieder zum Vorschein kommt. Das sorgte schon mal dafür, dass ich versuchte an Plattformen zu gelangen die gar nicht wirklich da waren und stört auch optisch manchmal.

Sowohl damals, als auch heute empfand/empfinde ich das Spiel als durchaus ansehnlich. Durch die "besondere" Ansicht und den Aufbau der Landschaften aus Blöcken wirkt das Ganze sehr zeitlos und funktioniert heute immer noch. Die Farbgebung ist teilweise wirklich sehr aggressiv.
Das Gegnerdesign ist doch der Hammer! In welchem Spiel wird man sonst von Dame-Spielsteinen angegriffen?
An die Probleme an den Bildrändern gewöhnt man sich aber meines Erachtens recht schnell, da der Rand sich sowohl farblich etwas vom Rest unterscheidet und die Breite immer dieselbe ist.

Sound:

Der Sound dieses Spiels wird euch nie wieder los lassen. Nach unseren Sessions saßen wir oft noch zusammen und summten all die tollen Lieder, die sich stets der Stressigkeit der Level anpassen. Umso aufreibender die Stage, umso mehr eskaliert der Soundtrack. Die Soundeffekte sind ganz nett, abgesehen von der Klingel der Waage und dem Sterbesound aber nichts besonderes.

Sind die ersten Lieder richtiggehend Orhwürmer, wird spätestens ab Stage 5 beim Soundtrack reiner Terror präsentiert. Wären die Stages an sich nicht schon stressig genug, wird man von den 8-bit-Klängen zusätzlich zermürbt. Absolut top.



Verfügbarkeit:

Soweit ich weiß, wurde das Spiel bisher noch nicht als Downloadtitel für eine der aktuellen Konsolen aufbereitet, auch in den bisherigen Compilations war es noch nicht zu finden. Daher bleibt euch nichts anderes übrig als zu den alten Konsolen zu greifen. Die hier besprochene NES Version solltet ihr ohne Probleme für 10€ mit OVP finden. Es existiert auch noch eine Mega Drive Version, mit besserer Grafik, besserem Soundtrack und etwas leichterer Steuerung, die zudem noch ein weiteres 12. Level beinhaltet. Diese Version solltet ihr schon für circa 5€ komplett erwerben können. Zu guter letzt existiert noch eine Game Boy Version mit dem Titel Sneaky Snakes. Da ich diese Version aber nicht besitze, kann ich nichts dazu sagen. Dafür müsst ihr ebenfalls 5€ hinlegen, aber es sollte etwas knifflig werden davon eine komplette Version aufzutreiben.


Fazit:

Forderndes Gameplay und ein motivierender 2-Player Co-op macht Snake Rattle 'n' Roll zu einem wahren Klassiker des 8-Bit Gamings und sollte von jedem Gamer angetestet werden, der eine Herausforderung sucht. Wenn ihr es allerdings einmal durchhabt, ist der Wiederspielwert relativ gering. So war es zumindest bei mir. Außer ihr versucht, noch weitere Warps oder Items zu finden. Allerdings würde ich mich fragen, wie ihr das Spiel geschafft habt, wenn ihr nicht alles abgegrast habt.

7 von 10 erschrocken aufgerissene Mäuler


Meine Begeisterung für dieses Spiel ist ungebrochen, auch wenn ich die Cartridge zum Ende unserer Testphase hin in einen Vulkan werfen wollte, während ich mich nackt im Dreck suhle und Rare beschuldige, im Pakt mit dem Teufel zu sein. Ich werde es aber mit absoluter Sicherheit nicht das letzte Mal gespielt haben!

8,7 von 10 Leckereien