Montag, 14. Januar 2013

Arne Dahl - Vol. 1 (2011) [Edel:Motion]

Arne Dahl - Vol. 1 (2011) [Edel:Motion]

Vor nunmehr 15 Jahren veröffentlichte Jan Arnald unter seinem Pseudonym "Arne Dahl" den ersten (inhaltlich aber zweiten) Krimiroman über die sogenannte A-Gruppe, eine Spezialeinheit der schwedischen Polizei, die sich mit Fällen von internationaler Tragweite beschäftigt. Aufgrund der Beliebtheit der Reihe und weil sowieso alles in bewegte Bilder umgesetzt werden muss, hat sich seit 2010 ein Trupp zur Aufgabe gemacht, Dahls Romane zu verfilmen. In dieser Box enthalten sind "Misterioso", "Böses Blut" und "Falsche Opfer".


Misterioso

Bei einem missglückten Bankraub bleibt einer der Räuber mit einem eigenartigen Dartpfeil tot zurück. Kurz darauf beginnt eine fürchterliche Mordserie unter Geschäftsleuten. Ein Zusammenhang scheint nicht zu bestehen. Paul Hjelm (Shanti Roney), der gerade eben einer Dienstsuspension entgangen ist, wird von Jenny Hultin (Irene Lindh) für die frisch gegründete A-Gruppe rekrutiert, einem aus Spezialisten bestehendem (A-)Team. Sie beginnen ihre Ermittlung und eine erste Spur führt nach Estland...



Ein sehr holpriger Einstieg bietet Misterioso hier. Hjelm wird dadurch eingeführt, dass er eine Geiselnahme fast eskalieren lässt und dann aus nicht weiter nachvollziehbaren Gründen einer Spezialeinheit zugeordnet wird. Dass nicht immer nach Kompetenz entschieden wird, mag man befremdlich finden, aber da kann man zugunsten der Geschichte vielleicht drüber wegsehen. Die Geschichte entfaltet sich aber kaum. Einen Großteil der ersten Hälfte des fast 120 Minuten langen Films verbringt man damit, Leuten, die man in keinster Weise zuordnen kann, beim Sterben zuzusehen. Währenddessen versäumt die A-Gruppe vernünftige Teambesprechungen zu halten oder überhaupt zu ermitteln, so dass eine Person sogar gekreuzigt wird - ohne irgendeinen Fahndungserfolg vorweisen zu können.
Die Charaktere sind zum überwiegenden Teil nur schemenhaft angelegt oder entsprechen voll und ganz Klischees. Gerade Verhörspezialistin Kerstin Holm (Malin Arvidsson) ist als zweite Frau des Teams nur "Zulieferer" für die "Entwicklung" Hjelms, bleibt aber selbst komplett profillos.
Mit ständig unnötig wackliger Kamera kommen sie dem Ganzen dann doch irgendwann auf die Schliche. Der Film mündet in einem Finale, das durchaus zurechtgebogen wirkt.
Als Einstieg ist "Misterioso" also eher eine schlechte Wahl, kann aber an manchen Stellen dann doch etwas unterhalten...und wenn es nur die Vorhersehbarkeit ist, die einem zum Lachen bringt.

Böses Blut

Ein schwedischer Literaturkritiker wird ermordet auf dem New Yorker Flughafen gefunden. Vor seinem Tod muss der Mann auf grausamste Weise gefoltert worden sein. Die Ermittlungen gehen aus unbekannten Gründen sofort an die A-Gruppe in Schweden. Wie die Kollegen aus den U.S.A. ihnen berichten, erinnern die Wunden des Opfers an eine Mordserie, die bereits zweimal zu zahlreichen Toten führte. Wenig später beginnen in Schweden Tote mit den gleichen Wunden aufzutauchen...

Was als wirklich fieser Fall beginnt, verläuft sich nach einer Weile sehr stark in der Belanglosigkeit. Der Charakter Hjelm wird als Unsympath immer weiter dekonstruiert (SPOILER: Er hat schon im vorigen Film seine Frau betrogen und prügelt in diesem seinen Sohn zur Vernunft.) Der Mann trägt auch sonst kaum zu den Ermittlungen bei. Teils hat man das Gefühl, dass das Team vollständig mit ihrer Arbeit pausiert, was den Film mit Szenen füllt, die weder Geschichte noch Charaktere in irgendeiner Form weiterbringen.
Eigenartig ist auch, dass erst die A-Gruppe die Kollegen in den U.S.A. dazu bringen kann, das Haus des sogenannten "Kentucky-Mörders" überhaupt einmal richtig zu untersuchen. Der Film verliert stark an Spannung und plätschert sogar im eigentlich interessanten Finale einfach nur so vor sich hin. Mit ca. 110 Minuten der kürzeste Film der Box.

Falsche Opfer

In den Niederlanden explodiert ein Auto, in dem ein schwedischer Polizist mit seiner Freundin und ihrem Kind sitzt. Die drei sterben. Natürlich ruft das die A-Gruppe auf den Plan. Jorge Chavez (Matias Varela), der gerade wieder eine Freundin "verbraucht" hat, und Aarto Söderstedt (Niklas Åkerfelt) reisen in die Niederlanden, um sich weiter über die Umstände zu informieren. Währenddessen gab's in den neun Monaten, die seit dem letzten Fall vergingen, einige Entwicklungen. Viggo Norlander (Claes Ljungmark) ist überraschend Papa geworden, Holms Freund ist verstorben.
Auch hier wird bald eine Verbindung nach Schweden gefunden und zwar zu einem Restaurantbesitzer, der scheinbar keine ganz so sauberen Geschichte hat...

Dieses Ungetüm von Krimi erstreckt sich über zwei DVDs und kommt auf eine Laufzeit von drei Stunden. Die Story ist per se gar nicht mal schlecht, vor allem weil die Auflösung doch schon fernab der offensichtlicher Vermutungen liegt. Die Probleme des Films sind allerdings mannigfaltig. Zum einen schlägt man sich wie bisher mit profillosen Charakteren umher, die über die ersten zwei Filme kaum wachsen konnten und die nun mit allen Mitteln weitergebracht werden sollen. Den entsprechenden Szenen wird viel Raum zugesprochen, was aber bei Szenen wie dem gemeinsamen Essen bei den Hjelms, bei dem sich Ehefrau und Seitensprung gegenübersitzen, keine Konsequenzen für irgendwen hat. Hier mag ein derartig zäher Aufbau in den Romanen Spannung und Interesse erzeugen, doch in den Filmen zu Langeweile und Desinteresse.
Zum anderen bietet die Geschichte zwar schon irgendwie etwas, aber funktioniert auf drei Stunden gestreckt nicht im Mindesten. Eben auch, weil die Charaktere - so oft man sie auch in der Nahaufnahme zeigt und das ist lächerlich oft - einen zumeist anöden. Gerade in "Falsche Opfer" ergibt sich zudem, dass - wenn die A-Gruppe auch wirklich einmal ermittelt - fernab jeglicher Gesetze gearbeitet wird und sogar ein Laie sehen kann, dass die gesammelten Beweise vor Gericht kaum verwendbar sind. Zumal sie selbst Straftaten begehen, die geahndet werden sollten und witzigerweise nicht mal zur Fahndung beitragen, sondern nur zum Leid ihrer Opfer.

Arne Dahl - Vol. 1 bietet einem drei Verfilmungen von Dahls Romanen. Ob hier akkurate Umsetzungen der Romane vorliegen, kann ich nicht beurteilen. Ich hoffe es aber einfach nicht. Ist "Misterioso" ein falsch angesetzter Sprung, der einem aber Steigerungspotenzial suggeriert, kann "Böses Blut" sich noch gerade so auf Augenhöhe halten. "Falsche Opfer" führt dann allerdings einfach nur noch zum Krampf.

4 von 10 verwirrende Wischtechniken