Samstag, 2. Februar 2013

The ABCs of Death (2012)

The ABCs of Death (2012)

In Anlehnung an die berühmten Kinderschulbücher haben sich für “The ABCs of Death” insgesamt 27 der zur Zeit besten Untergrund Horrorregisseure zusammengetan und 26 Kurzfilme erschaffen. Die Künstler hatten dabei vollkommen freie Hand. Der Film durfte so hart oder abgedreht werden wie sie wollten. Bedingung war nur das die Geschichte etwas mit dem zugeteilten Buchstaben zu tun haben muss und das Budget von 5.000 Dollar durfte nicht überzogen werden. Dabei sind 26 vollkommen verschiedene Filme herausgekommen, bei denen konstant Grenzen überschritten werden. Und zwar oftmals in Formen, die sich die meisten Horrorfilme Heute nicht mehr trauen.

Gleich zu Beginn wird man von “A Is for Apocalypse” von Nacho Vigalondo (Timecrimes) überrumpelt. Extrem brutal und am Ende doch emotional bewegend und vollkommen anders als man angenommen hat. Diese clevere Art, in der die Regisseure den Titel ihres Segments, der immer erst nach dem Film verraten wird, als Pointe benuten kommt insgesamt leider zu selten zum Einsatz. Generell muss man sagen das diese Mammut Anthologie auch eher Genreveteranen ansprechen soll. Wer nur selten Genrefilme schaut wird sich bald verloren vorkommen und so manches mal sicherlich auch ziemlich verstört sein. Außerdem sind die Stile dermaßen verschieden, dass wohl keiner alle Filme mögen wird. Da sie im Durchschnitt aber auch nur etwas über fünf Minuten lang sind, schmerzen auch die Ausfälle nicht wirklich.

Wo wir beim Thema sind: Überhaupt nicht gefallen haben mir Andrew Trauckis (Black Water) “G Is for Gravity”, ein Found Footage Filmchen in dem ein Surfer aufs Brett hüpft und ertrinkt. Mehr passiert nicht. Sieht zwar hübsch aus, lässt aber eine Klimax vermissen. "M Is for Miscarriage" von Ti West (The Innkeepers - Hotel des Schreckens) ist der absolute Tiefpunkt und komplett verschwendete Zeit. Da hab ich ihn wohl zu sehr gelobt. Angela Bettis wurde innerhalb des Genres durch ihre Rolle May, im gleichnamigen Film, zu einer kleinen Berühmtheit. Ebenfalls 2002 war sie auch als Carrie im Fernsehremake zu sehen. Hier führte sie zur Abwechslung mal Regie und zwar bei "E is for Exterminate". Ein Segment, das nur durch den dezenten Humor gerettet wird. Ansonsten ein viel zu braver Tierhorrorbeitrag mit einer häßlichen CGI Spinne.
D is for Dogfight

Dann gibt es natürlich noch die sehr verstörenden Filmchen. Wie zu erwarten war Srdjan Spasojevics erster Film nach Srpski film ziemlich kaputt und eklig. Visuell abgesehen vom teilweise grausigen CGI aber sehr schön anzusehen und lässt viel Raum zur Interpretation des Ganzen. In "I is for Ingrown" geht es genauso wie in “Rape & Revenge” um die andauernde Mord und Vergewaltigungsfälle an der Mexikanischen Grenze. Die Herangehensweise ist sehr ruhig und seriös. Es passiert nur wenig und dies auch recht langsam, alles begleitet von einem betroffen machenden Monolog. Richtig kaputt ist auch Timo Tjahjantos "L is for Libido", dass recht verstörend endet. Auch Simon Rumley (Little Deaths) kann in "P Is for Pressure" durch eine sehr reale, leere und verzweifelte Atmosphäre überzeugen. Zum Ende muss auf jeden Fall noch Xavier Gens (The Divide) Beitrag “X Is for XXL”, eine Kritik am Schönheitswahn und seinen Auswüchsen.

Manchmal ist aber auch die Optik wichtiger als der Inhalt. Dies trifft vor allem auf "D Is for Dogfight" von Marcel Sarmiento (Deadgirl) und Bruno Forzanis (Amer) "O Is for Orgasm" zu. Beides unheimlich schöne Filme, mehr ist dabei aber leider nicht zu entdecken. Sieht zumindest nett aus. Für den ganz merkwürdigen Geschmack ist Noboru Iguchi (Deddo sushi) natürlich wieder mal ein Spaß Garant. Er kümmerte sich um den Buchstaben F und lässt japanische Mädchen um die Wette furzen, wodurch sie sich vor dem Furz Gottes in Sicherheit bringen. Zwar ebenso tief im Japano Trash verwurzelt aber inhaltlich um einiges interessanter ist Yoshihiro Nishimuras (Suicide Club) Werk. Im Film zum letzten Buchstaben des Alphabets reichert er den asiatischen Splattereintopf mit politischen Elementen an. So zeigt er zwar eine Frau, die mit Gemüse aus ihrer Vagina auf eine andere Frau schießt, die in Naziuniform einen riesigen Gummipenis umher schwingt, aber da steckt dann doch mehr dahinter. Dabei geht es letztlich nämlich einmal mehr um die Bedrohung durch atomare Strahlung. Zum Glück sagt uns ein japanischer Nazi das wir uns keine Sorgen machen müssen. Japanisches Gemüse ist unbedenklich und Amerikaner würden niemals Atombomben benutzen. Na dann ist ja alles gut. Aber auch in Europa geht es wild zu. Der norwegische Regisseur Thomas Cappelen Malling, der bisher nur einen Ninjafilm gedreht hatte, erfüllt allen Furrys einen Traum und zeigt eine Burlesque Show in der eine Nazifuchsdame eine englische Dogge betört und versucht zu töten. Ein vollkommen real gewordener Cartoon und so merkwürdig das nur die Japaner noch auf gleicher Ebene anzusiedeln sind. Allein um Ingrid Bolsø Berdal, die Hauptdarstellerin aus Cold Prey mal im Nazifuchskostüm zu sehen (sie ist nicht wirklich im Kostüm, sondern spricht die Rolle nur aber trotzdem) ist das Teil ein muss. Außerdem heißt ihre Rolle Frau Scheisse, dass muss doch auch was wert sein.

F is for Fart

Selbst das ist aber immer noch nicht alles. Es gibt sogar noch einen Claymation Film der von einer mörderischen Toilette handelt und auch ein Cartoon über einen mörderischen Kothaufen ist vorhanden. Eigentlich sollte für jeden was dabei sein. Es sind einfach zu viele um alle zu erwähnen. Zum Abschluss noch im Schnelldurchlauf ein paar weitere Höhepunkte:

- "U Is for Unearthed", Ben Wheatley (Kill List) zeigt das ein guter Regisseur sogar dem Found Footage Stil noch was spannendes abgewinnen kann.
- "N Is for Nuptials" ist ein humorvoller Beitrag aus Thailand.
- "Y Is for Youngbuck" von Jason Eisener (Hobo with a Shotgun) ist seinem Miami Connection Trailer sehr ähnlich und schon allein deshalb total awesome.
- "V Is for Vagitus" ist mit nur ein paar Minuten der komplexeste Film dieser Anthologie und schreit förmlich nach einer Abendfüllenden Behandlung mit einem dicken Budget. Allein wie geil der Killerroboter aussieht und der Plot ist der reine Wahnsinn. Allerfeinste Science-Fiction mit Anspruch, trifft auf Action im Stile von Dredd.
- "W Is for WTF?" ein total gestörtes dadaistisches, extrem sinnfreies Werk der Metalocalypse Erschaffer. Inklusive Zombieclowns und Laser schießenden Walross.

26 Kurzfilme, ich habe oft gelacht, habe mich oft geekelt, ein paar mal tat es auch in der Magengegend richtig weh, man hat sich gewundert und ein paar mal war es auch einfach schlecht. Insgesamt wurde ich aber verdammt gut und unkonventionell unterhalten. Mutige voran und ausgecheckt.

8 von 10 verräterische Papageien