Donnerstag, 9. Mai 2013

U-Comix - Gratis Comic Tag 2013 (Underground Comix)

U-Comix - Gratis Comic Tag 2013 (Underground Comix)

Kakerlaken, Punks, Asoziale aller Couleur, Killerroboter Nazis und alles andere was irgendwie schmierig ist und nicht ins alltägliche Stadtbild passt ist nicht nur im Comic zu sehen, sondern auch an dessen Entstehung beteiligt gewesen. Wenn ihr also erfahren wollt warum Nazis beim Linksabbiegen gerne mal überfahren werden, was ein Fukushima Katastrophenhelfer in Deutschland macht und warum dieses Jahr schon 2.600 saubere Büroangestellte spurlos verschwunden sind, solltet ihr diesen Samstag zu U-Comix greifen. Oder den Kakerlak eures Vertrauens fragen.

Wenn ihr mich fragt kann man Menschen die Comics “Comix” schreiben immer vertrauen. Was man von Leuten die Comics als “Graphic Novels” bezeichnen nur bedingt behaupten kann. 16 Jahre Lang war U-Comix von der Bildfläche verschwunden, aber vergessen war das etwas seltsame Stiefkind von “Schwermetall” nie. Jedenfalls entdeckte ich die Welt der Untergrund Comix erst in der langjährigen Pause des Fanzines. Irgendwann waren Spider-Man, die X-Men und Thor einfach nicht mehr cool. Spawn, Evil Ernie und Konsorten konnten mein Interesse da schon etwas besser aufrecht erhalten, aber irgendwann öffnete sich der Zugang zu einem Teil der Comicsammlung meiner Mutter der mir bis dahin verwehrt war. Mit anderen Worten: Mutti hatte Nachtschicht und ich war mit 11-12 Jahren groß genug um an die oberen Fächer des Bücherregals zu kommen. Führte dazu das ich Alben eines gewissen Mila Manara in die schwitzigen Finger bekam. Ebenfalls vorrätig waren derbe Storys von Ralf König, Robert Crumb und Moebius. Ich hatte etwas entdeckt, dass um einige Stufen geiler war als alles was ich bisher lesen durfte. Vieles verstand ich noch nicht richtig, alles war derart verrucht und dreckig das es toll sein musste. Neben den Alben waren in den neu erreichten Fächern aber auch noch ein paar Magazine, vor allem “Heavy Metal”, “Schwermetall” und eben “U-Comix” konnten damals begeistern. Vor allem weil all dies gut dazu passte das ich auch anfing mich mit der Punk und Metall Kultur zu beschäftigen.

Jetzt gammel ich hier also im Bett rum, mittlerweile ein Vierteljahrhundert alt, bin immer noch ranzig und haarig und U-Comix ist zurück. Die Erwartungen meinerseits waren hoch, konnten aber doch erfüllt werden. Man muss aber auch sagen. dass das Gratis Heft ne runde Sache ist. Wie so oft macht’s auch hier die exquisite Mischung. Auf 50 Seiten tummeln sich altbekannte Recken, wie Gilbert Shelton, der seine Freak Brothers gleich zwei mal auftreten lässt oder das deutsche Comicurgestein Stephan Hagenow (Kommissar Fröhlich), aber auch junge Wilde wie Russlan, mit seinem Cyberspace Abenteuer und Till Mantel (Die Toten #2). Während man inhaltlich zwischen üblem Trash und üblem Trash mit Gesellschaftskritik hin und her wechselt.

Neben Sheltons großartigen Beiträgen und dem Interview mit ihm, ist mir vor allem Elbe-Billys “Leben im Dreck” positiv aufgefallen. Vor allem bei letzterem handelt es sich um eine absurd gut gewordene Kurzgeschichte. Ein weiterer Höhepunkt ist die Anti-Atom Story vom Cartoonisten und Tattoo-Designer Steff Murschetz. Solch kaputten Humor muss man einfach lieben. Ansonsten hat das Heft noch einen Robo Butler (Ro-Butler) und riesige Hamster zu bieten, die eigentlich Meerschweinchen sind. Wer will da noch meckern.

9 von 10 Zombies die ihre eigenen Würstchen essen

Crayton = Review!