Sonntag, 7. Juli 2013

Dicks #1 (Panini)

Dicks #1 (Panini)

Dieser Sammelband enthält Dicks #1-#4.

Dougie und Ivor sind zwei richtig kranke Spinner aus Belfast. Irgendwie schaffen sie es immer wieder in die kaputtesten Geschehnisse hineingezogen zu werden. Alles fing damit and, dass die beiden auf die Schlange von Ivors Onkel Shuggie aufpassen sollen. Ein paar Paras überführen allerdings die Schlange und so kam es das die beiden Chaoten Shuggies Schwarzbrennerei weiterführen mussten, nachdem der dicke Onkel vor Schreck einen Herzinfarkt bekam. Jetzt haben sie aber nicht nur dessen alte Gaunerkollegen, sondern auch den Onkel selbst am Hals, der als Geist zurückkehrt um den beiden auf den Sack zu gehen. Aber auch ansonsten schliddern sie von einer perversen Situation in die nächste, halte satanische Messen ab und treffen auf verdrogte Aliens.

Garth Ennis (Fury Max - Kriegsgeschichten) und John McCrea (Hitman), zwei Idioten aus Belfast erschufen mit Dicks eine Geschichte über zwei Idioten aus Belfast. Während McCrea auch schon vor 1989 erste räudige Comics auf die Welt los lies, begann Ennis Karriere erst mit “Troubled Souls” zusammen erschufen die beiden auch noch “For a Few Troubles More” und in beiden Comics tauchten zwei Nebencharaktere Namens Dougie und Ivor vor, die Schließlich 1997 mit “Dicks” ihre eigene Reihe bekamen. Nun haben die Soloabenteuer der kranken Ficker schon 16 Jahre auf dem Buckel und erscheinen erstmals auf deutsch. Einerseits ist es durchaus cool, dass diese kultige Underground Reihe von Caliber, Später Avatar Comics nun endlich auch hier ein paar Leser erreichen wird, aber man muss auch klar sagen, dass es Gründe gab warum man die Schwänze bei uns noch nicht bestaunen durfte.

Erstmal sei gesagt, Dicks ist eine extrem derbe und vollkommen anarchistische Comicreihe ohne Regeln oder Grenzen. Wer ein Problem mit total kaputten Gags, expliziter Sex und Gewaltdarstellung oder Dummheiten aller Art hat, kann sich das Lesen schon im Vornherein sparen. Man muss teilweise auch schon eine sehr hohe Fremdschämgrenze haben, vieles was hier geschieht geht echt auch keine Kuhhaut. Aber was soll man auch erwarten von einem Comic, der mit den Worten “Ich muss kacken wie’n Elch!” beginnt. Ihr wisst also wohin die Reise geht. Sagt also nicht ihr wärt nicht gewarnt worden.

Es ist also schon mutig so was rauszubringen, aber wenn man bedenkt, dass Panini auch mit Comics wie “Caligula”, “Crossed” oder “Neonomicon” kein Problem hatten, scheint es da keine Grenzen mehr zu geben Find ich super. Wenn man mal schaut wie viel von Ennis Monatlich beim Verlag erscheint kommt aber auch das Gefühl auf man versuche den Namen Ennis größtmöglich melken. Eine gewisse Anzahl von Käufern wird man mit den Namen Ennis und McCrea sicher in der Tasche haben. Würde aber wirklich gerne wissen wie viele Trades man letztlich wirklich absetzen können wird. Schließlich ist der Stoff wirklich sehr speziell. Der eigentliche Grund warum sich noch nie jemand vorher daran versucht hat Dicks nach Deutschland zu holen ist vermutlich die Sprache, die Ennis benutzt.

Erstmal sind die Schnacks der beiden Helden extrem blumig und lassen sich absolut nicht übersetzen und auch ansonsten kann man das benutzte irische Lokalkolorit und alle anderen englischen Akzente und Spracheigenheiten in keine andere Sprache übersetzen können. Ich würde Dicks jedenfalls unmöglich zu übersetzen einstufen. Egal wie man es macht, man wird sehr viel des ursprünglichen Humors verlieren und das ist hier dann auch der Fall. Zwar gibt sich Bluna Williams bei der Übersetzung alle Mühe, aber zum Beispiel englische Akzente mit bayrisch zu übersetzen geht gar nicht und ist nervtötend. Auch ansonsten geht unheimlich viel Humor verloren, auch wenn man merkt, dass man sich wirklich Mühe gegeben hat eine akzeptable Version zu schaffen. Wer aber mal die Originalhefte in der Hand hatte wird sich darüber ärgern wie viel schlechter die deutsche Version ist. Ich würde diese Version also wirklich nur den Lesern empfehlen, deren Englisch zu schlicht fürs original ist.

Ansonsten ergibt dieses Trade vier sehr kurzweilige und abgedrehte Storys, die aber immer noch verdammt komisch sind. Die beiden Protagonisten sind einfach zu dämlich und die Gefahren in die sie sich meiste mutwillig bringen zu absurd. Mein Highlight ist der Rastafari Predator mit der Klospülung auf der Schulter. Es handelt sich bei der hier abgedruckten Version aber nicht einfach nur um die Dicks von Caliber, sondern um die später erschienende Aktualisierte und erweiterte Version die bei Avatar erschienen ist. Auch unter dem Namen “Bigger Dicks” bekannt. Hier wurden noch ein paar kleine Albernheiten wie Rätselseiten und kurze Strips hinzugefügt. Teilweise handelt es sich dabei um wiederkehrende Strips wie zum Beispiel ”Miese Ideen für Superhelden” (inklusive dem Abtreiber), Geschichten des und übers Wichsen und “Trio die verfickte Schlampe”. Außerdem gibt es noch ein Dick-Tionary.

McCreas Artwork ist wie immer cool, aber natürlich nicht annähernd so fokussiert und zielsicher wie seine späteren Arbeiten. Der sehr satirische oftmals total karikierte Stil ist trotzdem super. Besonders wenn es richtig hart zur Sache geht kann McCrea sehr überzeugen und bringt immer wieder eine Menge Details in die Geschichte ein. Gerade die versteckten optischen Gags sind ziemlich ulkig und mindestens so daneben wie Ennis Writing. Er hält sich aber auch nie zurück und so ist der Comic total voll mit dicken Schwänzen, Kotze, Pisse, Scheiße und freiliegenden Gedärmen. Nur die nachträglich hinzugefügten Seiten sind für diese Art von Humor etwas zu aufgeräumt. Sieht jedenfalls durchgängig schön schmierig aus.

7 von 10 eilige Geister