Freitag, 6. Dezember 2013

Weggeworfen (2012) [Sunfilm]

Weggeworfen (2012) [Sunfilm]

Ein sonniger Tag, ein schöner Tag. Die Wellen brechen und kommen langsam am Strand zum Erliegen. Doch der Strand, einstmals ein kleines Paradies abseits der Stadt, ist kaum noch unter den Müllbergen der naheliegenden Metropole zu erkennen. Plastikflaschen, Windeln, Kühlschränke, Spritzen, Nokia-Handys. Dinge, die die Menschen nicht mehr brauchen, nicht mehr wollen. Mittendrin: Jeremy Irons spielt Charlton Heston spielt den weinenden Indianer...

Modisch durch Tweek beraten und musikalisch von Vangelis unterstützt, stapft Irons in dieser Dokumentation los, um zu zeigen, wie wir alle unsere Welt haben verlottern lassen. Aber es soll nicht nur bei dem Fingerzeig bleiben, sondern auch Projekte vorgestellt werden, die darauf angelegt sind, den Müll zu recyceln, zu verringern oder gar ganz zu vermeiden.

Dabei bleibt die Betrachtung nicht auf die U.S.A. beschränkt, sondern es wird sinnvollerweise von einem globalen Problem ausgegangen, das jeden und jede angeht und dem alle entgegenarbeiten können. Mitarbeiten tun ja eh die meisten.
So bereist Irons z.B. Island, wo er ein gut gedachter, aber letztlich gescheitertes Recyclingprojekt zeigt. Er führt relativ informative Interviews und führt sogar eigenhändig eine Bodenprobe durch, um die Belastung durch eine naheliegende Mülldeponie zu ermitteln. Ein durchaus komödiantischer Einschub.

Leider wird die ersten zwei Drittel sehr auf die Erzeugung von Betroffenheit gezielt, was es manchmal sehr anstrengend macht. Im letzten Drittel wird verstärkt auf die Änderungsmöglichkeiten eingegangen, was zuerst etwas eigenartig herüberkommt. Es wird das großangelegte Müllvermeidungs- und Recyclingprojekt in San Francisco gezeigt. Dort sieht man sich als Vorreiter für die Idee einer müllfreien Stadt. Das ist schön und gut und lobenswert. Leider kommt es vorerst so rüber, als wäre das Müllproblem dadurch gelöst, dass man alle gesammelten PET-Flaschen nach Asien schickt. Was dieses "Recycling" eigentlich bedeutet, nämlich lächerlich hohen Wasserverbrauch bei der Reinigung, starker Chemikalieneinsatz und Umweltverschmutzung bei der "Rückgewinnung", wird nicht weiter erklärt. Aber zumindest bekommt dadurch irgendjemand seinen Kunstfaser-Pulli.
Dennoch bekommt man in der Doku noch halbwegs die Kurve, wenn das Kapitel "San Francisco" abgeschlossen wird. Es wird klar gestellt, dass das lokale Entfernen von Müll keine Lösung des Problems darstellt. Müll muss von Anfang an vermieden werden. Gar nicht mal blöd, die Idee.
Es gibt sogar hippe, durchdesignte Läden, bei denen man nur mit selbst mitgebrachten Behältnissen einkaufen kann. Fast 90 Prozent der Artikel sind unverpackt! Ich nenne das bis heute Wochenmarkt.

Irons führt souverän und sympathisch durch eine Dokumentation, die ein wichtiges Thema behandelt und vollkommen zu Recht Aufmerksamkeit generieren möchte. Doch der permanente Versuch, Betroffenheit zu schüren, und die allzu starke Vereinfachung der Lösungen, schmälern die Qualität des sonst guten Films.

6,9 von 10 Wahnsinnigen