Dienstag, 26. August 2014

Wildnis Nordamerika (2013) [Polyband]

Wildnis Nordamerika (2013) [Polyband]

Bevor der Mensch in Nordamerika komische Linien zog, um Besitzansprüche zu markieren, und das Land mit Schnellstraßen zukleisterte, war genanntes hauptsächlich eines - und man verzeih' mir diese Ausdrucksweise - ein verkackt großer Kontinent. Dieser verkackt große Kontinent umfasst eine enorme Vielfalt teils extremer Lebensräume, die eine noch vielfältigere Flora und Fauna beherbergen.In fünf Episoden lässt "Wildnis Nordamerika" den Zuschauer nun einen flüchtigen Blick auf das riesige Gebiet vom Nordpol bis zum Panamakanal erhaschen...Die Produktion für den Discovery Channel hat eine Laufzeit von ca. 215 Minuten, zu denen allerdings noch satte 90 Minuten Bonusmaterial hinzukommen. Endlich mal wieder eine etwas größere Produktion, die allerdings aufgrund des Stils und des Schnitts an einem vorbeifliegt.

Der Stil ist recht locker und oszilliert zwischen informativ und unterhaltsam. So wird z.B. von den fast schon unheimlich drolligen Präriehunden und ihrem Alltag in einer riesigen Kolonie zur dramatischen Flucht einer Büffelkuh und ihrem Kalb vor hundeartigen Angreifern geschaltet. Den Übergang zwischen den einzelnen "Erzählsträngen" machen meist kurze Zusammenfassungen, in denen ordentlich Fakten aufgetischt werden. Was jedoch manchmal durch fehlende Zusammenhänge zu leerem "Geprotze" wird.

Mögen diese allgemeinen Aussagen nur wenig Wirkkraft entfalten, sind die Einzelbetrachtungen oft umso faszinierenden. Als großer Nager-Freund bin ich natürlich über deren zahlreiche Auftritte in der Serie verzückt. Backenhörnchen, Präriehunde, Schneehasen, Aufschnitt, Käse, Alles. Das volle Programm. Da Dokumentationen sich mittlerweile nicht mehr darauf verlassen können, allein durch die Qualität der Bilder Zuschauer zu fesseln, muss das Gesehene auch etwas Neues oder Unerwartetes zeigen. Und gerade hier liefert die Reihe wirklich gut ab. Schneehasen, die sich Vogelkadaver im Permafrostboden vergraben, um später die Hirnkapsel zu knacken und nur das Gehirn zu fressen, waren mir bisher noch nicht untergekommen.

Zur rein optischen Qualität der Bilder lässt sich sagen, dass die Qualität etwas unbeständig ist. Einerseits gibt's unglaubliche Panoramen und Nahaufnahmen zu sehen, andererseits kommen einem immer wieder etwas verrauschte Aufnahmen unter. Insgesamt ist die Bildqualität jedoch im oberen Mittelfeld anzusiedeln.

Das Bonusmaterial kann überzeugen. Die verschiedenen Einblicke in die Produktion sind wirklich spannend. Gerade die Aufnahmen innerhalb eines Hurrikans an der Ostküste sind stark.

"Wildnis Nordamerika" schafft es, die schiere Größe und Vielfältigkeit des Kontinents abseits menschlicher Tätigkeit und Größenwahns zu vermitteln. Neben dem teils etwas hastigem Erzählen und der mitunter nur mäßigen Bildqualität ist das fast vollständige Ausblenden des Menschen vielleicht ein weiterer Kritikpunkt.

7,7 von 10 Erfolgsstories, die keine sind