Freitag, 12. Dezember 2014

Schwarzer Regen (1989) [M.I.G.]

Schwarzer Regen (1989) [M.I.G.]

Am 6. August des Jahres 1945 verfärbte die erste, für kriegerische Zwecke eingesetzte Atombombe den Regen über Hiroshima schwarz. Wer nicht bei der Explosion ums Leben kam wurde von der Strahlung verseucht und anstatt sofort zu sterben, stand man vor einem Leben in Krankheit. So erging es auch Yasuko (Yoshiko Tanaka) die fünf Jahre nach der Katastrophe mit ihrer senilen Großmutter, sowie mit ihrem Onkel und ihrer Tante, dem Ehepaar Shizuma (Kazuo Kitamura / Etsuko Ichihara) in einem Dorf lebt, in das es viele Überlebende getrieben hat. Die Shizumas sind sehr darum besorgt, geheim zu halten das Yasuko dem schwarzen Regen ausgesetzt war. Denn noch mehr als vor der Krankheit selbst fürchten sie sich vor den Auswirkungen, die die Krankheit auf das Sozialleben und die gesellschaftliche Stellung der jungen Frau haben würden. Schließlich ist sie schon 25 Jahre alt und hat noch keinen Mann und das an einem Ort und zu einer Zeit in der Hochzeiten nicht aus Liebe geschlossen werden, sondern vor allem unter Paaren, die zu den wenigen gesunden Menschen der Region gehören. Als klar wird wie krank Yasuko ist, beschließt dieser Faktor für sie zugleich auch ein Leben voller Einsamkeit.

“Kuroi ame” ist japanisches Drama von Shôhei Imamura, basierend auf dem Roman von Masuji Ibuse. Ganz in schwarzweiß gedreht fokussiert sich die Handlung nicht auf den Zweiten Weltkrieg und die Gefechte von eben diesem. Auch globale Politik, sowie die Japans findet höchstens am Rande Platz. Im Mittelpunkt steht der Alltag der Überlebenden. Zwei Stunden lang begleiten wir verschiedene japanische Zivilisten und sehen mit an, wie diese mit den Konsequenzen des Kriegs Leben können. Zentrale Figuren werden Yasuko und ihre Familie. Antreibend ist bei ihnen die Suche nach einem Ehemann für Yasuko. Eine Suche nach Liebe und gleichzeitig nach materieller Sicherheit für die gesamte Familie.

Die Suche wird zunächst immer wieder durch Rückblenden unterbrochen. Diese Rückblenden geben Yasukos Tagebucheinträge wieder, die sie kurz nach dem Bombenangriff niedergeschrieben hat. So werden auch die Zuschauer in die chaotischen Momente nach der Explosion geworfen. An dieser Stelle wird eine der größten Stärken des Films klar. Shôhei Imamura hat ein wunderbares Gefühl für Emotionen und starke Bilder. Die Sets der Katastrophe sind aufwendig gestaltet und hunderte kleine Szenerien mit vielen Komparsen und einer sehr intensiv inszenierten Zerstörung sorgen für Gänsehaut. Darunter sind einige wirklich schwer verdauliche Momente. Aber auch die Zeit nach dem Krieg ist keine leichte Kost.

Hier ist es dann aber nicht mehr die Wuchtigkeit der Bilder, sondern die feinen Emotionen die beeindrucken. So wird klar gemacht wie schrecklich auch die Nachwirkungen der Bombe waren. Nicht nur körperlich und psychisch setzte dieser Angriff den Japanern zu, sondern auch für das soziale Umfeld bedeutete der Angriff ungeahnte Konsequenzen deren Nachwehen bis Heute in der Gesellschaft verankert sind. Bei solchen Punkten ist “Schwarzer Regen” sehr einfühlsam und umso leiser die Momente werden, desto gefühlvoller und rührender kann der Film werden. Durch durchgehend gute Schauspieler, einem passenden und teils bewegend, packenden Soundtrack bleibt nichts anderes zu sagen, als dass es sich hierbei um einen eindrucksvoll inszeniertes Nachkriegsdrama handelt. Der Krieg bleibt nur ein Hintergrundrauschen und die Gefühlswelt der ganz normalen Zivilisten wird in den Mittelpunkt gerückt. Teilweise nur schwer mit anzusehen, aber dennoch lohnend.

Die DVD von M.I.G. hat ein ganz gutes Bild, da wäre allerdings auch mehr drin gewesen. Auch die Synchro ist eigentlich gut, leider rauscht der Ton oftmals und es gibt einige Störgeräusche. Als ganz kleines Extra enthält der Film noch den japanischen Trailer des Films.

8 von 10 faule Angler