Mittwoch, 25. Mai 2011

Toxic Lullaby (2010)

Toxic Lullaby (2010)

Eloise wacht mit einem Mal in einer postapokalyptischen Welt auf. Sie ist umringt von Leuten, die etwas von „Schläfern“ faseln, Gasmasken wegen eines Kampfstoffvirus tragen und auch sonst verdammt auf sind. Zudem hat sie eine Verletzung am Kopf, die sie sich nicht erklären kann. Und dabei war sie doch gerade eben noch mit ihren Freunden bei heiter Sonnenschein auf Drogentour!

Diesen Independentfilm aus Hessen habe ich im KoKi Underground in der Pumpe gesehen. Ja, das habe ich. Damit ihr es auch alle wisst.
Zombie- / Epidemie- / Mutations- / Wasauchimmer-Filme, in denen Menschen durch irgendeinen Umstand zu Hirnlosen mit Bock auf das Fleisch ihrer Artgenossen werden, haben es bei mir schwer. Das Genre hält für mich wenig bereit. Umso erstaunlicher empfand ich es, dass dieser Film mich in den ersten 20 - 30 Minuten fürwahr famos unterhalten konnte. Die technische Umsetzung ist gut, die Schauspieler schauspielern, die Atmosphäre ist drückend und vor allem regt die Geschichte Interesse. Warum hat Eloise diese Erinnerungen? Ist sie vielleicht einfach nur auf einem Trip und spinnt sich das mit den Schläfern zusammen? Wenn nicht, wie ist es zu der Katastrophe gekommen?
Die Fragen werden allesamt beantwortet. Aber der Weg dahin ist dann doch steiniger als die ersten Minuten erhoffen lassen. Nachdem Eloise „angekommen“ ist, wird der eigentlich coole Geschichtsansatz allzu schnell von den Standards in den Hintergrund gedrängt. Es wird geflohen. Man wird überrascht. Man begegnet Perversen, die aufgrund der Weltlage den Verstand verloren haben („Hallo! Ich bin übrigens der Dieter! Ich werde Dich von nun an täglich besamen bis der Samen keimt.“). Man versucht sich in eine Gruppe einzufügen, die sich so etwas wie ein Zuhause eingerichtet hat und...
Ja, hauptsächlich begegnet man jedoch gruseligen Dialogen und die dazugehörige gruselige Umsetzung - im negativen Sinne gruselig. Der Film fängt sich erst weit am Ende wieder so richtig, sobald es um die Auflösung geht. Schade eigentlich.

Alles in allem ist der Streifen eine wirklich lobenswerte, grundsolide Leistung. Allerdings glaube ich fast, dass er als Kurzfilm etwas besser funktioniert hätte. Ich habe mich halt so mittig doch schon mal gefragt, warum man einen 92-minütigen Film drehen muss, wenn man aber nur eine Idee für 20 hat und den Rest mit tausendmal Durchgekautem füllt.

5 von 10 noch warme Menschenlebern