Freitag, 20. Mai 2011

Volk der Finsternis (Festa)

Volk der Finsternis (Festa)

Wer sich mit H.P. Lovecraft und seinem literarischen Schaffen beschäftigt, wird zwangsläufig irgendwann auf den Namen Robert E. Howard stoßen. Laut Lovecrafts Aussagen kann kaum ein Schriftsteller mit Howard mithalten, wenn es um „pure,lebendige Angst“ geht. Quasi um den Beweis anzutreten erschien Im Festa Verlag Der Erzählband „Volk der Finsternis“, der 16 Kurzgeschichten des Erfinders von „Conan“ und „Solomon Kane“ umfasst.
  
Nach der Lektüre des vorliegenden Auftaktbandes zum Thema Robert E. Howard muss ich sagen, dass ich ein paar Startschwierigkeiten hatte. War es bei Lovecrafts Geschichten oder auch in der Anthologie „Das Rote Zimmer“ so, dass ich von der ersten Minute an gefesselt war, konnten mich die ersten Seiten des Bandes nicht in die nötige Stimmung versetzen. Ein Zustand, der sich zwar bald ändern sollte, aber im Verlauf der Lektüre immer mal wieder auftrat. Ich kann nicht direkt mit dem Finger drauf deuten, aber irgendetwas in Sprache oder Aufbau der Geschichten, konnten mich nicht vollständig überzeugen. Auf sprachlicher Seite trugen sicherlich einige Wiederholungen beziehungsweise immer wieder auftauchende Formulierungen dazu bei, dass ich mich nicht vollständig auf das Geschehen einlassen konnte. Zugegeben: Lovecraft selbst neigte auch dazu bestimmte Lieblingswörter immer wieder in seine Geschichten einzubauen (z.B. „hideous“), merkwürdigerweise hat mich das bei ihm nie gestört, da ich es immer für seinen Stil genommen habe und sie vielleicht sogar vermisst hätte, wären sie nicht drin gewesen.

Wie dem auch sei. Im Stil sind die Geschichten eher klassische Abenteuerstories mit strahlendem Helden, stets kampfesmutig und unerschrocken. Frauen treten selten in Erscheinung und wenn, dann müssen sie meist aus allerlei Gefahren gerettet werden. Gut, das mag dem damaligen Zeitgeist entsprechen macht es aber dennoch nicht leichter zu lesen. Ebenso wie der latente (?) Rassismus, der auch bei Lovecraft immer ein Problem für mich war. Wie gesagt: In der Zeit, in der die Geschichten entstanden möglicherweise gesellschaftlich anerkannte Meinungen, die aber dadurch nicht plötzlich erträglicher werden für den Leser. Mich jedenfalls stören sie immer noch und ich bin auch ganz froh darüber, dass ich sie nicht einfach übersehe.

Der angekündigte Horror konnte mich nicht so richtig packen. Ein leichter Schauer ist zwar hier und da möglich, aber die Nähe zu Lovecrafts Cthulhu-Mythos beschränkt sich auf einige Randnotizen. Das liegt wohl auch an der Art Howards sein Grauen greifbarer zu machen, als es Lovecraft tat. Dadurch geht viel verloren, was für mich großartige Horrorliteratur ausmacht.

Ich möchte jetzt aber auch nicht falsch verstanden werden. Die Lektüre hat mich über weite Strecken gut unterhalten. Ich musste mich lediglich darauf umstellen, dass es sich eher um Abenteuergeschichten mit Horror-Elementen handelt, denn um reinen Horror. Einen Blick wert ist der Band allemal, auch wegen der ersten Briefe zwischen Lovecrat und Howard, die als Bonus abgedruckt sind.

6,9 von 10 Traumschlangen