Dienstag, 24. Januar 2012

Sag Onkel (Festa)

Sag Onkel (Festa)

Andy und sein Schwester Angela wachsen bei ihrer Mutter auf. Der Vater hat die Familie früh verlassen, doch auf ihre männliche Bezugsperson müssen sie nicht verzichten, denn sie haben ja Onkel Paulie. Er ist der Bruder ihrer Mutter und immer zur Stelle wenn es Probleme gibt. Nicht nur einmal musste er kommen weil sich ihre Mutter mal wieder den falschen Mann ausgesucht hatte. Der Letzte fiel nach einem Gespräch mit Onkel, wie ihn die Kinder nennen, ausversehen die Treppe runter und kam nach der Entlassung aus dem Krankenhaus nur nochmal zurück um seine Sachen abzuholen.

Und auch nachdem Angie von einem Jungen aus der Nachbarschaft sexuell Belästigt wurde, rief Andy seinen Onkel an. Er war für die Kinder ein Held, denn er wusste einfach für alles eine Lösung. Das daran etwas merkwürdig sein könnte bemerken sie erst als sie älter sind, und anfangen sich zu fragen was Paulie eigentlich beruflich macht. Durch den Tod von Onkel treffen die mittlerweile erwachsenen Kinder nach Jahren zum ersten Mal wieder aufeinander und erleben in Rückblenden ihre Kindheit nocheinmal mit dem Wissen von heute.

Dies ist bereits mein drittes Buch von Greg F. Gifune und so mitreißen wie seine Vorgänger konnte es mich leider nicht. Für mich ist es ein gut geschriebenes Familiendrama in dem es um die Abgründe des Menschen geht. Onkel Paulie führt ein Doppelleben, was die Kinder erst wahrnehmen als sie bereits erwachsen sind. Für sie ist dieser Mann ein Ersatzvater und durch ihn fühlen sie sich sicher. Das er Probleme auf seine ganze eigene Weise löst, beispielsweise in dem er den Nachbarsjungen tötet der Angela vergewaltigt hat, ist etwas das sie nicht wahrhaben wollen. Doch in Andy kommen Zweifel auf und er beginnt die Heile Welt Fassade seines Onkels zu hinterfragen ,die immer mehr bröckelt und seine dunklen Geheimnisse zum Vorscheinen bringt. Gifune regt mit diesem Buch definitiv zum Nachdenken an und sicherlich überlegt man sich auch ob nicht im eigenen Umfeld die ein oder andere Leiche im Keller versteckt ist. Für meinen Geschmack ist das Doppelleben von Paulie aber von Anfang zu offensichtlich, sodass ich bis zum Ende auf einen Twist gewartet habe der leider nicht kam. Trotzdem ist es zweifelsfrei eine gute Geschichte die auch Spaß gemacht hat sie zu lesen, aber mir für einen Thriller zu wenig Aufregung hatte. Ich bin gespannt auf sein nächstes Buch, denn seinen Schreibstil mag ich nach wie vor.

Als Bonus gibt es in diesem Buch noch gut 30 Seiten Leseprobe aus seinem vorherigen Psychothriller "Die Einsamkeit des Todbringers" zu dem ich auch bereits ein Review geschrieben habe.

6 von 10 wunderliche Säufer an der Bar