Mittwoch, 14. November 2012

Eskimo Limon 9 (Atrium Verlag)

Eskimo Limon 9 (Atrium Verlag)

Eran lebt mit seinen Eltern, Chen und Ziggy, in Israel. Noch, denn sie haben sich dazu entschieden nach Deutschland zu gehen, genauer gesagt in ein Dorf namens Oberbrechen. Das ist ziemlich aufregend, sowohl für Familie Allon, als auch für die Oberbrechener. Die Neuen sind schließlich Juden, da muss man mit viel Fingerspitzengefühl arbeiten. Lange vor ihrer Ankunft wird bereits überlegt was alles vorbereitet werden muss. Ernst sollte auf jedenfall langsam mal das Hakenkreuzgeschmiere, dass seit geraumer Zeit die Wand seines Hauses ziert übermalen. Sonst könnte es unangenehm werden, da ist man sich einig. Außerdem muss geklärt werden in welche Klasse Eran kommt, welcher Lehrer sich um ihn kümmern wird und noch wichtiger wie man die Mitschüler auf den Neuen vorbereitet. Sollte man nochmal speziell auf das Thema Judenverfolgung und Religion eingehen, oder sollen sich die Kinder vorurteilsfrei kennenlernen.

Es ist sehr spannend zu sehen wie die Menschen die Fehler ihrer Eltern, Großeltern und Urgroßeltern wieder gut zu machen versuchen. Wie alle plötzlich ganz dringend Schadensregulierung betreiben wollen um mit der Vergangenheit aufzuräumen und sie zu bewältigen. Die Frage die sich dabei stellt ist nur, wer muss hier was bewältigen?

Familie Allon ist jedenfalls gar nicht so sehr darauf aus hier die vorzeige Juden zu spielen und vorgeführt zu werden. Besonders Eran hat keine Lust im Geschichtsunterricht da einzuspringen wo es seinem Lehrer zu brenzlig wird. Er möchte seinen neuen Freunden Israel ganz anders näher bringen. Anhand von Dingen die ihm gefallen, wie Kinder das nun mal tun. Mit Musik, Comics und Filmen. Besonders "Eis am Stiel" soll dabei helfen. Eran hat die Filme zwar selbst noch nie gesehen, weiß aber von seiner Mutter das sie sich großer Beliebtheit erfreut haben, auch in Deutschland. Hier vermutete man allerdings sie würden aus Italien stammen, aber das wird Eran jetzt mal geradebiegen.

Und während Eran mit seine Freunden versucht irgendwie an die verbotenen Filme zu kommen und sich gut in der neuen Heimat einlebt, geht Ziggy mehr und mehr an ihrem Hausfrauendasein kaputt.
Chen ist nur noch am Arbeiten, in den neuen Job muss man sich halt reinhängen. Und sie weiß mit ihrer Zeit nichts anzufangen und gerät dadurch immer mehr ins Grübeln.
Am Ende ist es doch völlig egal wer wir sind, woher wir kommen und was wir tun. Die Probleme sind meist die gleichen, wenn auch unter anderen Bedingungen.

Es gibt einige nerdige Anspielungen in diesem Buch die nicht groß zur Handlung beitragen und deswegen auch nicht weiter erläutert werden. Mein Herz hat aber jedesmal kleine Hüpfer gemacht wenn ich wieder was entdeckt habe. Z.B. findet die Band Melt Banana Erwähnung oder auch der bereits bei uns besprochene Film Tampopo.

Mein erstes Buch von Sarah Diehl ist wirklich großartiges und hat mich sehr gut unterhalten. Außerdem räumt es endlich mit Vorurteilen und Halbwissen auf.
Für mich ein Muss in jedem Bücherregal.

8,9 von 10 Tanzunfälle