Dienstag, 27. November 2012

Stockholm Ost (2011) [Edel:Motion]

Stockholm Ost (2011) [Edel:Motion]

Es ist ein Tag wie jeder andere in Stockholm. Johan (Mikael Persbrandt) verabschiedet sich von seiner Freundin und macht sich auf den Weg zur Arbeit. Zur gleichen Zeit schnappt sich die kleine Tove (Elin Nilsson Kers) ihr Fahrrad, um zur Schule zu fahren. Mit den Gedanken vollkommen woanders, überfährt Johan das Mädchen. Tove stirbt. Im Krankenhaus sieht Johan ihre Mutter Anna (Iben Hjejle), doch kommt es zu keinem Kontakt. Sowohl Johans als auch Annas Welt enden. Er verliert sich in Depression und Schuldgefühlen, während sie in ihrer Trauer versucht, die Erinnerung an das kurze Leben ihrer Tochter aufrecht zu erhalten.
Über ein Jahr später trifft Johan am Stockholmer Ostbahnhof auf Anna. Während sie nicht weiß, wer er ist, schweigt er und sie beginnen, sich regelmäßig zu treffen. Bei ihm kann sie sich langsam einer Gegenwart ohne ihre Tochter annähern - im Gegensatz zu ihrem Mann Anders (Henrik Norlén), der kaum über Tove spricht. Doch bleibt die Affäre immer von der Tatsache überschattet, dass Johan seine wahre Geschichte nicht offenbart...

Definitiv kein neuer und bahnbrechender Stoff. Allerdings wird bei Stockholm Ost sowohl darstellerisch als auch handwerklich auf hohem Niveau gearbeitet. Persbrandt, Hjejle und Norlén können ihre Charakteren plausibel gestalten und den Zuschauer an sich binden.
Auch wenn die Anziehung bzw. Liebe zwischen Anna und Johan das vordergründige Motiv ist, sind Trauer- und Schuldbewältigung doch die bestimmenden Themen. Dabei wird feinfühlig vorgegangen, so dass auch die eigentlich abstruse Verhaltensweise Johans nachvollziehbar und vor allem emotional erfassbar bleibt. Ebenso verhält es sich mit Annas Wunsch, die Erinnerung an ihre Tochter nicht zu stören, womit sie sich selbst zum Stillstand verdammt, und ihrem Mann, der einfach nur weiter funktionieren will und seine Trauer immer weiter wegschiebt. Gerade bei Anna und Anders führen diese beiden unterschiedlichen Arten der Trauer bzw. das Ausbleiben dieser zu Konflikten und bedingen letztlich auch, dass Anna Gefühle für Johan entwickeln kann.

Wie schon erwähnt wird dabei mit immer wieder mit sehr guten Bildern gearbeitet. Der Film wirkt zum Teil trist, dumpf und immer etwas aus dem Fokus gerückt. Das soll hier als positiv angesehen werden, unterstreicht es doch die Geschichte. Gelegentlich werden Akzente gesetzt, die die Trägheit und Melancholie brechen.

Aber auch, wenn das Drama sonst wirklich gut ist und einem doch einiges abverlangt, konnte nicht ganz verhindert werden, dass manches doch etwas klischeebehaftet daherkommt. Gerade zum Ende des Films, wenn Anna schwere Entscheidungen bevorstehen, wird doch allzu heftig versucht, auf die Tränendrüsen zu drücken. Das fällt etwas aus dem Rahmen, macht aber Stockholm Ost nicht zu einer schlechteren Erfahrung.

7,1 von 10 Zuglücken durch Gleisarbeiten