Samstag, 26. Januar 2013

The Cave (PS3)

The Cave (PS3)

Beim Namen Ron Gilbert wird so mancher old-school Spieler kurz ruhig und verfällt in Erinnerungen an glückliche Kindertage mit den berühmtesten Grafik-Adventures überhaupt. Für die jüngeren Semester sei gesagt, dass Mister Gilbert, zu seiner Zeit bei Lucas Arts angestellt, zusammen mit seinen Kollegen so große Spieleserien wie Maniac Mansion und Monkey Island miterfunden hat. Nun ist er und sein Spielestudio Doublefine (Brütal Legend) zurück auf dem Parketts des Knackens und Knobelns.

Lange Zeit hielt selbst Gilbert das Genre des Adventures für ausgestorben und zog sich aus dieser Niche zurück. Doch mittlerweile sei der Markt so durchmischt mit unterschiedlichen Zielgruppen, dass auch Adventures erneut eine gute Chance haben. Dass er damit ziemlich Recht hat, zeigen die neusten Adventures, etwa aus dem Hause Telltale oder Deadalic, sehr überzeugend. Da kommt es natürlich gelegen, dass Gilbert schon lange Zeit eine Spielidee in der geistigen Schublade verwahrt hat. Wobei der Aufbau und das eigentliche Gameplay von 'The Cave' mehr eine Mischung aus unterschiedlichen Genres, als ein klassisches Adventure geworden ist. Es erzählt die Geschichte einer mysteriösen Höhle in die sich ganz unterschiedliche Personen aufmachen, um mit ihren dunkelsten Geheimnissen konfrontiert zu werden.

Zu Beginn des Spiels hat man die schwere Wahl aus sieben unterschiedlichen Charakteren, aus denen man drei Protagonisten auswählen muss. Diese Wahl ist entscheidend, da du dich, sobald du einmal die Höhle betreten hast, erst in einem neuen Spiel für die Anderen entscheiden kannst. Dieses Konzept wirkt sehr vertraut und das kommt nicht von ungefähr, denn auch im mittlerweile über 25 Jahre alten 'Maniac Mansion' war dies bereits ein wichtiger Teil des Spieles. Heute wie damals besteht diese ungleiche Gruppierung aus stark ausgeprägten Stereotypen. Von der Abenteurerin über einen Hillbilly bis zum tibetanischen Mönch sind sehr gemischte Persönlichkeiten mit von der Partie. Jeder von ihnen hat seine ganz individuelle Geschichte und einen besonders düsteren Punkt in seiner Seele.
  Die Steuerung eurer Helden ist sehr simpel gehalten. Linker Stick zum Laufen, Tasten zum Springen und Interagieren und das D-Pad zum Wechsel zwischen den drei Charakteren.
Auf der PS3 geht das sehr gut von der Hand, hat so gut wie keine Eingewöhnungszeit und sollte für so ziemlich jeden Spieler von Casual bis Hardcore geeignet sein. Kniffelige Tastenkombinationen gehören also schon mal nicht zum Portfolio. Die Gestaltung der einzelnen Abschnitte auf der Höhlentour sind entsprechend ihrer Szenarien hübsch ausgestaltet. Jeder Mitstreiter hat seine eigene Welt innerhalb der Höhle. Das führt jedoch auch dazu, dass man bestimmte Abschnitte einfach durchquert oder sie umgeht, da man den entsprechenden Gefährten nicht dabei hat. Eine zweiseitige Medaille. Einerseits wird hierdurch ein konsequentes Gesamtbild der Höhle erschaffen, andererseits empfand ich es beim Spielen als schade, dass mir Bereiche zum Erkunden verwehrt blieben.
Drei unterschiedliche Charaktere, die zusammenarbeiten sollen? Ja. Was nach kooperativer Aufgabe klingt, ist genau dies und so bietet das Spiel einen optionalen Multiplayeranteil bei dem jeder Charakter durch einen echten Mitspieler gesteuert werden kann. Da es jedoch keinen Splitscreen, sondern lediglich simultane Steuerung gibt, erhält die Partie eine rundenbasierte Ausprägung, denn während einer beispielsweise einen Schalter bedient, können die Anderen nur abwarten, bis sie an der Reihe sind, da sie in dieser Zeit ihre eigenen Spielfiguren nicht sehen können. Die visuelle Aufbereitung von "The Cave" macht einen soliden Eindruck, es wird eine Mischung aus gezeichneten Hintergründen und 3D-Umgebungselementen verwendet. Der Stil erinnerte mich während des Spielen zunehmend an die Special Edition Remakes von Monkey Island, was aber auch subjektiver Eindruck sein mag. Die verwendete Querschnittsperspektive, welche den Plattformcharakter unterstreicht, ist vergleichbar mit Little Big Planet oder einem beliebigen modernen Jump'n'Run. Leider zeigt sich die Technik nicht von ihrer besten Seite, es gibt immer mal wieder deutliche Ruckler und auch in Sachen Texturauflösung und Kantenglättung hätte ich mir etwas mehr gewünscht, um das Bild aufzupolieren.
Das Gameplay, entgegen manch anderer Meinung eines der wichtigsten Elemente in Videospielen, zeichnet sich durch eine Mischung verschiedener Genres aus. Da wäre zunächst der Plattformanteil, es wird sehr viel gelaufen, gehüpft und geklettert. Mit diesen Elementen verbringt man gut sechzig Prozent der Gesamtspielzeit, was nicht immer gut umgesetzt ist, zumal ein Großteil davon in mehrmaligem Backtracking ausartet. Jeder Charakter kann nur einen Gegenstand in der Hand halten was ein Inventar unnötig macht. Die Fähigkeit einen Gegenstand mit anderen in der Welt zu kombinieren prägt den Rätsel- und Adventure-Anteil von The Cave. Man muss es dem Spiel lassen, im Ansatz hat es einige wirklich schön gestaltete Rätsel, jedoch war ich im Gesamteindruck eher unzufrieden, da die meisten der Knobeleien schlicht zu einfach oder gar simpelste „Bringe Gegenstand A zu Ort B“-Aufgaben sind. Hier hätte ich mir grade von einem Mitbegründer des Adventure-Genres mehr erwartet.
Viele Erwartet, jedoch nicht enttäuscht, wurde ich vom legendären Humor den manche vielleicht noch aus Lucas Arts Zeiten erinnern mögen. Er beschreibt sich am besten durch eine Mischung aus Selbstironie, popkulturellen Anspielungen und einer Prise Zynismus. Hier leben erneut alte Talente auf, denn die Höhle selbst kann sprechen und führt uns durch die Geschichte. Bei vielen Ereignissen oder beim Betreten neuer Bereiche kommt die erhabene Off-Stimme von "The Cave" zum Einsatz, um euch auf teils sehr lustige Weise durch die Story zu führen. Das Ganze ist erstklassig vertont und kommt auch in der deutschen Version mit der englischen Originaltonspur nebst Untertiteln zum Einsatz.

The Cave ist ein unterhaltsamer Genremix geworden, dem eine tolle Idee und interessante Geschichten zugrunde liegen. Jedoch stolpert es ein wenig über seine eigenen Ambitionen, da es zu einfache Rätsel und teils langatmige Laufpassagen beinhaltet. Auch technisch ist es nicht ganz auf dem Stand moderner Adventures angekommen und kämpft zudem mit der ein oder andere grafischen Unsauberheit. Für den günstigen Preis als Downloadtitel und seinen erstklassigen Humor ist 'The Cave' dennoch einen Blick wert.


7.9 von 10 Geschichten aus der 'Knobbel' Höhle