Mittwoch, 30. Januar 2013

Vakuum (Reprodukt)

Vakuum (Reprodukt)

Ein Teenager langweilt sich. Er ist alleine und hat nichts zu tun, keine Hobbys. Er war nicht immer allein. Er hatte einen Freund Namens Sho. Den hat er immer noch, allerdings ist es so das Sho nach einem Drogenversuch der beiden nicht mehr wirklich ansprechbar ist und nichts mehr macht außer rum zu liegen. Aber trotzdem wird es wieder Sommer und ein Mädchen spricht ihn an. Leichter wird es dadurch für ihn nicht. Er ist unsicher, sie auch. Sie hat außerdem scheinbar noch ein Geheimnis vor ihm. Es wird wärmer. Alles bleibt scheiße, aber schön.

Lukas Jüliger hat mir “Vakuum” eine Graphic Novel geschaffen die irgendwo zwischen bemüht Artsy und richtig geil schwankt. Teilweise sind die Figuren so toll geschrieben und interagieren mit ihrer Welt auf so schöne Weise, dass man Emotional vollkommen in die düster, melancholische und sehr diffuse Welt gesogen wird. Gleichzeitig gibt es aber auch einige Momente in denen man das schlimme Gefühl bekommt, das man immer dann hat, wenn ein widerlich klebriger und süßlicher Popsong es schafft dich tief und ehrlich zu berühren. Es gibt also ein paar Dialoge, die mir zu sehr darauf aus sind besonders bewegend zu sein und andere sind für meinen Geschmack zu sehr künstlerisches Geschwurbel. In der Essenz ist “Vakuum” aber eine ganz besondere Coming of Age Geschichte, die ebenso schön wie traurig ist. Dabei geht es nicht nur um die Wirren der Jugend und erste Liebe, sondern auch im Depressionen, Gewalt, Drogenmissbrauch und die Auslöser für einen Amoklauf. All diese Punkte werden gekonnt und ohne Klischees in die Geschichte eingebaut. Kann sehr gefallen und lässt einen auch lange nach dem Lesen nicht los.

Jüligers Zeichnungen sind einfach und zugleich verspielt. Detailliert aber schlicht. Farblich hat der Künstler die Seiten in Erdtönen gehalten. Bunter als graublau oder ein dreckiges Gelb wird’s nie und auch diese Ausnahmen kommen nur schwer gegen Braun und verschiedene Grauabstufungen an. Die Figuren sind rech zierlich, ohne Kanten entworfen worden. Auch hier bleibt der Strich einfach, lässt aber nie Liebe zum Detail vermissen. Immer kann man die Emotionen oder auch die Emotionslosigkeit der Charaktere in ihrer Mimik ablesen.

Wenn ihr eine außergewöhnliche und anspruchsvollere Coming of Age Story sucht, bei der auch vor schwierigeren Themen nicht zurückgeschreckt wird, ist “Vakkum” genau euer Ding. Reinschauen solltet ihr auf jeden Fall mal. Lohnt sich.

8 von 10 Gemälde mit fragwürdigen Motiven