Samstag, 23. März 2013

Sniper 2: Ghost Warrior (Xbox 360)

Sniper 2: Ghost Warrior (Xbox 360)

Als Sniper hat man es nicht leicht. Stundenlang hockt man im Schlamm, wartet darauf das Terroristen aus ihrem Versteck kommen damit man sie leise und sauber erledigen kann. Mal muss man auf den Philippinen die Moskitos ertragen, dann gibt es keine Chance zu stoppen wenn man im zerstörten Sarajevo arbeitet und in Tibet ist es zu all dem auch noch richtig kalt. Aber gerade als Sniper 2 hat man es noch schwerer. Denn obwohl sich der erste Teil mehr als nur gut verkauft hatte, bekam er von den Kritikern doch die verdiente Abreibung. Ob man sich der Kritiken angenommen hat, soll nun geklärt werden. Also Kopf einziehen und in die Xbox 360 Version geschnuppert.

Die Kritiken zum ersten Teil waren zum Großteil recht harsch und zwar zu recht. Die KI war piefig, Ladezeiten störten, ständig passierte es das man irgendwelche Trigger nicht auslöste wodurch Events nicht starteten oder Gegner nicht spawnten und zu all dem kam noch eine recht öde Präsentation und nervige Action Parts die nicht so richtig funktionierten, aber auch nichts mit snipen zu tun hatten.

City Interactive hat an allen Ecken und Kanten nachgebessert und sich vielen Kritikpunkten angenommen. Aber fangen wir ganz vorne an. In drei Akten müsst ihr mal wieder die Welt vor bösen Terroristen retten. Die Handlung bleibt dabei so generisch wie nur möglich. Terroristen, Demokratie, blabla und dumme Dialoge. Da bekommt man ganz genau das was man verdient wenn man solche Spiele spielt. Ich frag mich warum man die Story nicht einfach vollkommen streicht. Viel fehlt dazu ja eh nicht mehr. In dem jeweiligen Level gilt es dann unbemerkt durch die Landschaft zu streifen und eine bestimmte Zielperson auszuschalten oder von einer guten Position aus seine Kollegen zu beschützen. Könnte soweit eigentlich ganz gut sein. Und wirklich der Gameplay Teil, der dem Spiel seinen Namen gibt ist wirklich gelungen. Actionorientiertes Shooting wurde gestrichen, dafür gibt es jede Menge haariger Sniper Passagen. Manchmal müssen Geiselnehmer ausgeschaltet werden ohne die Geiseln zu verletzen oder Bodentruppen aus weiter Entfernung Feuerschutz gegeben werden. Das beste ist dabei das schießen selbst. Entfernung, Zeitverzögerung, Wind alles muss bei jedem Schuss bedacht werden. Zudem lässt sich noch der Atem für kurze Zeit anhalten, damit ihr noch ruhiger zielen könnt. Zu letzt ist es noch wichtig, das ihr den Abzug langsam und gleichmäßig abzieht, damit der Schuss auch sauber wird. An der Schießerei selbst lässt sich also nichts aussetzen. Vor allem wenn man auf schwer spielt und alle Hilfen ausgeschaltet sind, ist es sehr befriedigend wenn man trotz der realen Bedingungen den Gegner treffen kann.


Auch optisch ist Sniper 2 ein dicker Hund. City Interactive Games hat mit der CryENGINE 3 eine Starke Maschine im Rücken die natürlich gerade auf dem PC schöne Bildchen erscheinen lässt. Auch die Xbox 360 Version ist sauber, wenn auch natürlich nicht ganz so detailliert. Ein paar Texturen sind nicht so scharf geraten, dafür sehen Explosionen großartig aus und eine Weitsicht von über einer Meile ist keine Seltenheit, wobei es trotzdem nie zu Rucklern kommt. Sieht schnieke aus.

Leider hat das Game dann doch ein paar nicht wirklich tolle Eigenschaften. Vor allem ist ärgerlich, dass man das Spiel nie wirklich erleben darf. Zwar sind die Levels wirklich schön designt und sehen offen aus, doch trotzdem läuft man wieder mal nur durch einen Schlauch. Sobald man die Route auch nur geringfügig verlässt, bekommt man nur 5 Sekunden Zeit um auf den rechten Pfad zurückzukehren, bevor die Mission automatisch verloren gilt. Ansonsten wird jede Abweichung des vorgegebenen Wegs damit geahndet, dass man entdeckt wird, was eigentlich zu 90% damit endet das ihr getötet werdet, egal wie gut ihr mit der Waffe seid. Besonders unbefriedigend wird es dann, wenn ihr gerade an einer Stelle seid, bei der viel gewartet werden muss und ihr nach einem kleinen Fehler wieder weit vorne einsteigen müssten und somit auch viele langwierige gescriptete Momente abwarten müsst. Was beim ersten mal relativ nervenaufreibend sein kann, wird bei jeder Wiederholung eher zur Geduldsprobe. Am nervigsten ist allerdings, dass man keine freie Hand darüber hat wie eine Mission zu erledigen ist. Sobald man nur marginal vom vorgeschriebenen Geschehen abweicht endet es fast immer damit, dass man scheitert. Nur selten gibt es starke Momente in denen man wirklich glaubt zu spielen. Immer dann wenn einem etwas Freiheit gelassen wird bringt Sniper nämlich wirklich spaß. Langsam durch Schatten schleichen, Gegner aus dem Hintergrund mit dem Messer töten und große Gruppen dadurch ausschalten, dass man auf ihre Granaten feuert. Alles sehr befriedigend und auch etwas anspruchsvoll. Leider wird einem nur selten die Möglichkeit gegeben den Stealth Anteil wirklich auszunutzen.


Hinzu kommt noch, dass der Titel wenig Langzeitmotivation zu bieten hat. Inklusive Neuversuche und dem jagen Nach Erfolgen habe ich für den Soloteil nicht viel mehr als 7 Stunden gebraucht und ich bin bei Shootern ziemlich schlicht. Daher muss man da noch einiges an Zeit abziehen, gerade weil ich auf schwer gespielt habe, da ich finde, dass man mit den Zielhilfen nur wenig Spaß an dem Spiel haben kann. Hinzu kommt noch ein Online Multiplayer Modus, der bis zu zwölf Spieler fassen kann. Das Spiel wird dadurch aber keinesfalls besser, da der Online Modus schnell langweilig wird und wohl niemand länger spielen wird, als er brauch um alle Erfolge zu bekommen. Andere Spieler berichten von einer Kampagnen Zeit von nur knapp 5 Stunden, was vor allem daher richtig dreist ist, dass man jetzt schon einen neuen DLC Akt für 10€ angekündigt hat. Vielleicht hätte man den noch auf die Disc packen sollen, damit man auch wirklich was zu tun hat.

Sniper 2 sieht schön aus und die Essenz des Games, nämlich das Snipen ist sehr gut umgesetzt. Leider hapert es immer noch an einigen anderen Ecken. Schlecht ist diese Fortsetzung allerdings nicht geworden und wer mit dem Gameplay was anfangen kann, wird auch den Rest in kauf nehmen. Ich fand es okay, zum Teil aber auch arg langweilig.

5,8 von 10 merkwürdige Lagerfeuer