Donnerstag, 28. März 2013

Spawn Origins Collection #1 (Panini)

Spawn Origins Collection #1 (Panini)

Dieser Sammelband enthält Spawn #1-12.

Al Simmons war Söldner für die US-Regierung, wollte seinen Job aber hinschmeißen um für seine Frau Wanda da sein zu können. Doch dazu kam es nie. Bei seinem letzten Auftrag kam er auf ungeklärte Weise zu Tode. In der Hölle bekommt er von Malebolgia das Angebot als einer seiner Hellspawns auf die Erde zurück zu kehren um noch einmal seine Frau sehen zu dürfen. Fünf Jahre nach seinem Tod kehrt Al Simmons schrecklich entstellt und ohne Erinnerungen an sein Leben zurück nach New York. Dafür ist er jetzt unbesiegbar, da er ein Kostüm trägt das eine selbstständige Lebensform ist und sich wie ein Virus in seinem Körper festgesetzt hat. Nur langsam kehren seine Erinnerungen wieder, doch als er seine Frau getarnt besucht muss er feststellen, dass sie wieder geheiratet hat. Und zwar seinen alten Freund Terry Fitzgerald, der mit Wanda sogar eine kleine Tochter Namens Cyan gezeugt hat. Ohne einen Platz in der Welt der Lebenden zieht er sich zurück in die dunklen Gassen New Yorks, wo bald einige Obdachlose wie zum Beispiel Bobby kennen lernt, die er immer wieder vor finsteren Gestalten rettet.

Eine Bekanntschaft auf die er verzichten könnte ist Violator. Dabei handelt es sich nämlich um einen der fünf Phlebiac Brüder. Allesamt hohe Genereäle der Hölle und Violator ist besonders widerlich. Er soll Simmons brechen, damit dieser sich dazu bereit erklärt General der Hellspawns zu werden und somit Malebolgias Armee der Apokalypse anzuführen. Schlimm an ihm ist nicht nur seine nervige Art, sondern auch seine eklige menschliche Tarnung als fetter, schmieriger Clown.

Aber nicht nur aus der Hölle muss Spawn mit Gefahr rechnen. Sondern auch aus dem Himmel. Da wäre zum Beispiel Angela ein tausende Jahre alter, weiblicher Engel. Ständig auf der Jagd nach Hellspawns. Hinzu kommt noch die weltliche Bedrohung durch den Mafiaboss Antonio Carlo Twistelli, der ihn um jeden Preis aus den Weg räumen möchte. Während Spawn nun also diese Feinde abwehrt und gleichzeitig versucht alle Rätsel um sein Leben und seinen Tod zu lösen, beschützt er auch die Schwachen vor Mördern und Vergewaltigern. Und so beginnt die Endlose Geschichte von Al Simmons…

Wer in den Neunzigern Comics gelesen hat, weiß dass es damals keinen heißeren Scheiß gab als Spawn. Eine ganze Generation von Comiclesern wurde durch die Comics um den Hellspawn zum Lesen bewegt. Man musste Spawn damals einfach lesen um mitreden zu können. Nachdem Zeichner und Autor Todd McFarlane einen gefeierten Run bei Marvels Spider-Man hingelegt hatte, kam es zum Bruch mit dem großen Comic Label. Gemeinsam mit einigen anderen Künstlern kam es danach zur Gründung des unabhängigen Comic Labels Image Comics, bei dem die Künstler nicht nur das sagen über ihre Titel haben durften, sondern im Gegensatz zu de Arbeit bei den Mainstream Verlagen hier auch weiterhin die Rechte an ihren Serien behalten durften. Es dauerte nicht lange bis es soweit war, dass McFarlane seine erste Spawn Ausgabe raus brachte. Der Anfang umfasst die ersten sieben Ausgaben in denen Al ein paar seiner Feinde und Freunde kennen lernt. Besonders dramatisch ist dabei natürlich wie er erfahren muss, dass seine Frau erneut geheiratet hat. Auch ein Kind hat sie mittlerweile, was mit Al nie geklappt hat. Hinzu kommen dann noch kleine perfide Foppereien der Hölle, wie zum Beispiel, dass Al seinen verbrannten und entstellten Körper zwar tarnen kann, aber seine menschliche Form ist ein weiße Surferdude obwohl er doch zu Lebzeiten schwarz war. Neben den dramatischen Momenten und viel krasser und harter Action sind seine Begegnungen mit dem Violator und die Vorstellung des New Yorker Paten die wichtigsten Momente.

Während aber McFarlanes Zeichnungen ohne Frage der totale Oberhammer waren, auch wenn der mief der Neunziger sich hartnäckig im Gebälk hält, gab es bald Kritik an den recht platten Storys. Klar solche Momente wie Als Rache an dem pädophilen Eisverkäufer Billy Kincaid machten damals Eindruck, gerade weil es damals noch ein neues Konzept war einen düsteren gewalttätigen Helden zu zeigen, der keine Limits hat. Doch gerade bei Sequenzen wie Als treffen mit Wanda wird klar wie schwach Todds Writing oft war. Die Dialoge an der Stelle sind einfach grausam platt und ziemlich dämlich. Auch wie er dann immer wieder die billigste Expositionstechnik benutzt, nämlich einfach immer wieder große Brocken voller Informationen durch Nachrichtensprecher an den Leser weitergibt bezeugt entweder Faulheit oder einfach keine Lust zu versuchen den Comic ansprechend zu gestalten. Schließlich handelt es sich um ein visuelles Medium. Niemand brauch Comics, schon gar keinen düsteren Actioncomic, auf dem einige Seiten lang nur Gesichter und erdrückende Sprechblasen mit Inhaltsangaben gepackt wurden. Obwohl einiges nicht gut geschrieben ist und so viele Neunzigerjahre Klischees erfüllt werden, funktioniert das Drama doch teilweise ziemlich gut. Auch die düster zynischen Momente können durchaus amüsieren und gefallen.

Es ist aber auch nicht so, dass Todd die Kritik nicht ernst nahm. Vielleicht war es aber auch einfach nur eine Trotzreaktion, was man sich bei ihm auch gut vorstellen kann. Jedenfalls engagierte er nach Ausgabe #7 eine Reihe von Gastautoren. Und da wurde geklotzt und nicht gekleckert. In Heft Nummer acht schreibt nämlich niemand geringeres als Alan Moore. In seinem Heft lässt er Spawn außen vor und zeigt wie Billy Kincaid, der Kindermörder in der Hölle ankommt. Gemeinsam mit ihm lernen wie die verschiedenen Ebenen der Hölle kennen und sehen mit an wie der perverse Typ zum Hellspawn gemacht wird. Dadurch lies Moore aus dem bereits getöteten Schurken einen späteren Widersacher für Spawn werden. Überhaupt erschuf Moore endlich ein Fundament für das Spawn Universum. Wir beginnen nämlich erst jetzt zu verstehen wie die Hölle funktioniert. Diese Beständigkeit in der Comicwelt war wichtig damit man als Leser endlich ein besseres Gefühl für Spawns Umgebung bekommt. Auch dem Artwork sieht man an wie wichtig ein sauber geführtes Skript sein kann. Todd zeichnet hier nämlich viel aufgeräumter und klarer. Alles wirkt pointierter und straffer organisiert. Dank der tollen Führung von Moore kann Todd sehr viel besser zeigen was er in sich hat. Abgesehen davon ist das Heft von Moore heller Wahnsinn. 22-Seiten absurdeste Horrorfantasy und zugleich eine Verbeugung vor Lynchs Eraserhead und Dante Alighieris göttlicher Komödie.

Damit aber nicht genug. Das nächste stammt aus der Feder von Neil Gaiman, der weit in die Vergangenheit reist um Angela zu zeigen wie sie auf Hellspawn Jagd geht. Ein sehr Märchenhaftes Heft, dass einen weiteren Widersacher Spawns etabliert, die später auch noch mit Al zusammenarbeiten sollte. Sowohl bei Gaiman als auch bei Moore sind zwar die Neunziger Klischees allgegenwärtig, sind aber besser verpackt und wirken niemals peinlich. Als wäre es vorher nicht schon absurd genug gewesen kommt jetzt Dave Sim an die Reihe. Und wie immer kann mit ihm auch sein Comicschweinchen Cerberus nicht allzu weit sein. Wirklich erschafft Sim hier einen Comic der ungeniert mit Metaebenen jongliert und eine Parodie auf die Comicszene, Spawn selbst und eigentlich alles präsentiert. Großartig ist, dass er die anderen Künstler vorher gefragt hat woran sie arbeiten und sie darum gebeten hat kleine Hinweise auf seine Geschichte einzubauen. So kommt es einem so vor als gehöre alles wirklich zusammen und nicht so als hätte Todd einfach nur ein paar angesehene Writer ins Boot geholt um die Verkäufe anzukurbeln. Optisch ist es ebenfalls ein großer Stilbruch. Schließlich fühlt sich Cerberus ohne Farbe sehr viel wohler. Auch die großen DC und Marvel Helden haben einen kleinen Gastauftritt und eine böse Superman Variante bekommt sogar etwas mehr Aufmerksamkeit. Großartig und schreiend komisch. Übrigens wurde Ausgabe #10 bisher bei allen vorherigen Nachdrucken ausgelassen und ist jetzt endlich wieder zu bekommen. Den Gastrun beendet Frank Miller, der sich hier aber schon in seiner wahnsinnigen Phase befindet. Es gibt also riesige Knarren, geknirschte Zähne und unendlich viel Action. Merkwürdiger Typ. Wichtig wäre noch zu erwähnen, dass die Image Superhelden sich damals noch ein Universum geteilt haben. Daher werden hier auch Liefelds Youngbloods und Larsens Savage Dragon hat sogar einen kleinen Gastauftritt.

Und so beendet Todd diesen Sammelband mit der zwölften Ausgabe in der er das Ruder wieder an sich nimmt und Spawn auf das vorbereitet, was bald kommen wird. Das Artwork ist insgesamt ziemlich cool. Oftmals ziemlich dreckig und voller Splattermomente. Es gibt aber auch ruhige nachdenkliche Seiten. Sehr anders und auch hochwertiger sind die Zeichnung geworden in denen er die Skripte von Moore, Sim und Gaiman umgesetzt hat. Das Niveau kann er bei seinen selbst geschriebenen Sachen einfach nicht halten, vielleicht auch weil er sich keine so sauberen Skripte vorlegt. Schlimm sind dann aber so peinliche Sachen wie der Bösewicht Overt-Kill ein Cyborg mit unendlich großen Knarren. Diesen Stil hatte natürlich Rob Liefeld damals noch nicht ganz allein gepachtet, aber es wirkte schon damals so extrem bemüht radikal, dass man vor Scham im Boden versinken möchte. Auch Doppelsplashpages sind vorhanden und zwar diese Art, bei der man das Heft drehen muss. Na ja ist halt ein Produkt der Zeit und wenn man damit kein Problem hat, bekommt man hier einen der wichtigsten Comics der Neunzigerjahre in einer wunderbaren Veröffentlichung.

Das sehr coole Cover der Collection stammt von Greg Capulo, der später ja auch die Serie übernehmen sollte. Die 12 Ausgaben kommen in einem schlicht aber sehr schön aufgemachten Sammelband im Hardcover und kommt mit allen Covern, sowie Ausschnitten aus einem McFarlane Interview und zum Abschluss gibt es noch einen sehr umfangreichen Bonusteil voll mit Spawn Pin Ups, Skizzen und sehr stylishen Werbezeichnungen. Sehr guter Band!

8,5 von 10 Geleetrauben