Samstag, 30. März 2013

The Goon #8 - Der Ort, an dem das Unheil gedeiht (Cross Cult)

The Goon #8 - Der Ort, an dem das Unheil gedeiht (Cross Cult)

Mit Goons Heimatstadt geht es merklich bergab. Am meisten schein Madame Esta’s Burlesque Schuppen für ärger zu sorgen. Jedenfalls ist ihr klumpiger Gorilla Mutant nicht unbedingt vertrauenswürdig. Auch dass die beiden Vogeldamen zurück sind (siehe: The Goon #2 - Was ein Elend!) beunruhigt vor allem Franky, der es eh mal wieder schwer mit dem weiblichen Geschlecht hat. Naja eigentlich keine große Sache. Goon schnappt sich Dynamit und will den ganzen Schuppen in die Luft jagen. Auf dem Weg dahin wird er aber von einer gigantischen Transe abgelenkt. Es kommt aber noch dicker und zu einer schrecklichen Tragödie in der Familie. Außerdem schein der Zombiepriester zurückgekehrt zu sein. Allerdings ist er schon lange nicht mehr der Meister des Schreckens in der Lonely Street. Denn ein alter Bekannter setzt ihm gehörig zu.

Endlich geht es auch auf deutsch wieder weiter mit Eric Powells Goon. Chinatown zu toppen erscheint unmöglich zu sein, wird hier auch nicht geschafft. Und trotzdem ist auch der achte deutsche Goon Sammelband ein absolutes muss für alle Freaks, Mutanten, Aussätzige und sonstiges Gestrüpp. Jedenfalls kann man niemanden ernst nehmen der Trash und Pulp liebt den Goon nicht liebt. Es ist von Anfang an wieder mal total herrlich. Es dauert nicht lange bis die ersten derben Gags zum Einsatz kommen, direkt gefolgt von Wortspielen, die so bescheuert sind, dass man merkt wie das Gehirn schmilzt. Jedem anderen Writer würde ich völlige Beschränktheit vorwerfen wenn er ne ganze Seite dafür aufbringt mir Witzchen darüber zu erzählen wie ein Trottel seine Zahnbürste dazu benutzt sein Rektum sauber zu halten.

Powell darf so was, denn wie immer tarnt er damit wieder nur wie clever er eigentlich ist. Neben den merkwürdigen Witzchen, die ständig total daneben sind gibt es einmal mehr vielschichtige Charaktere, Sozial- sowie Gesellschaftskritik und vor allem Emotionen. Wunderbar wie Powell seinen Helden einmal mehr Gefühlstechnisch leiden lässt und gerade das funktioniert perfekt und völlig unverkrampft. Nach außen hin wirkt alles so extrem prollig, was auch viele bemängeln. Dabei muss man nur wenige Seiten aufmerksam lesen um zu erkennen wie viel eigentlich wirklich unter der krustigen Schale steckt. Auch wie ruppig hier die Stimmung gewechselt wird kann hart treffen. In der einen Sekunde erzählt Franky noch wie aerodynamisch aber auch hässlich rasierte eingefettete Eichhörnchen sind und im nächsten Panel - Zack ist eine sympathische und vollkommen unschuldige Figur tot. Wenn dann auch noch der Goon beginnt zu heulen, trifft mich das wirklich hart. In solchen Momenten zeigt sich mal wieder, was für ein spannender Charakter Goon ist. So viel Ambivalenz kann man nur von wenigen Comicfiguren erwarten und von einer, auf den ersten Blick derartig grobschlächtigen wie dem Goon noch viel weniger.

Was den Stoff fürs Auge betrifft, hängt die Schallplatte eh schon lange. Wie oft kann man eigentlich “Voll geil, Ey!” anders verpackt den potentiell interessierten Lesern an den Kopf knallen. Also noch mal Powells Zeichnungen sind spitze. Der Mann kreiert eine Stimmungsvolle Seite nach der anderen und schafft es dabei gleichermaßen abstrusen Humor, Action, Horrorstuff und Emotionen rüberzubringen. Das Charakterdesign ist einmalig und kann auch unter tausend anderen Comics sofort ausgemacht werden. Spitze, supi, megatolli! Auch krass wie rasant man ihm dabei zuschauen konnte, er hat schon viel dazu gelernt seit dem ersten Goon Heft vor über zehn Jahren.

Apropos. Als Extra gibt es in diesem Band einen kurzen Überblick über den Werdegang Powells und dessen Comicserie Nummer 1. Und es wird noch ein wenig die Werbetrommel für den angedachten Goon Animationsfilm gerührt.

8 von 10 Kokosnusskuchen