Freitag, 31. Mai 2013

Manga-Bibliothek: Fünf Fälle für Sherlock Holmes (Tokyopop)

Manga-Bibliothek: Fünf Fälle für Sherlock Holmes (Tokyopop)

Der Tag an dem der junge Doktor Watson zum ersten mal die Baker Street betrat sollte sein Leben entscheiden ändern. Schließlich lernte er damals den Meisterdetektiv Sherlock Holmes kennen. Bald darauf wurde er dessen Assistent und machte sich daran ihren ersten gemeinsamen Fall zu lösen. Ein scheinbar närrischer Mann ging in London um und stahl Napoleon Büsten die er dann zerstörte. Einfach nur ein Wahnsinniger mit einem unerklärlichen Hass auf Napoleon oder steckt da noch mehr hinter? Nachdem dieser Fall ohne größere Probleme gelöst ist, erfährt Watson von der Liga der Rothaarigen und Holmes gerät zum ersten mal in den Wirkungsbereich seines baldigen Erzfeindes Mr. Moriarty. Gegen den muss er sich von nun an immer wieder geistig und auch körperlich messen, was letztlich auch zum scheinbaren Tod des ungeschlagenen Denkers führt.

Mit der Manga-Bibliothek sollen die japanischen Comics neue Leser ansprechen, die vor allem damit gelockt werden sollen Klassiker der Weltliteratur kompakt, kurzweilig und wohl auch irgendwie mordern und witzig zu lesen zu bekommen. Damit das ganze dann etwas wertiger rüberkommt, erscheinen diese Bände auch im schlicht designten Hardcover. Auch wenn ich die Idee eigentlich sehr gut finde und die Aufbereitung klassischer Werke junge Leute vorsichtig ans Lesen heranführen kann, wenn die weiteren Veröffentlichungen qualitativ auf dem selben Niveau wie “Fünf Fälle für Sherlock Holmes” rangieren sehe ich eher schwarz. Auf 240 Seiten hat Haruka Komusubi hier fünft berühmte Fälle von Conan Doyles Meisterdetektiv zusammengefasst. Erzählt werden die Fälle: “Die sechs Napoleons”, “Das gesprenkelte Band”, “Die Liga der Rotschöpfe”, “Das letzte Problem” und “Das leere Haus”. Eigentlich keine allzu schlechte Zusammenstellung. Wenn man einen Band abliefern möchte der Holmes gesamtes Schaffen anreißen soll, müssen “Das letzte Problem” und “Das leere Haus”, hier unter dem Titel “Im leeren Haus” enthalten, dabei sein. Die anderen Fälle gehören nicht gerade zu meinen liebsten Holmes Kurzgeschichten. Vor allem die Napoleons finde ich sehr langweilig. Mit dem gesprenkelten Band, das in dieser Version getüpfelt ist, hat man neben den beiden Abschließenden Fällen auch noch einen weiteren verbraten den ich mag. 3 von 5 ist ja eigentlich schon eine gute Trefferquote.

Leider ist die Manga Adaption nicht wirklich gelungen. Vor allem fehlt wohl vor allem der Platz um die Fälle so ausführlich zu erzählen, dass auch das wichtige Feeling aufkommt. Die Fälle wirken so jedenfalls extrem einfach. Das Detektiv Duo löst jeden Fall ohne Umschweife oder auch nur das kleinste Problemchen. So wirkt Holmes nur wie ein Detektiv der zufällig sehr leichte Fälle löst. Richtige Sherlock Holmes Momente in denen auf geniale Weise alle hinweisen zusammengefügt werden und der Verbrecher durch übermenschliche Denkleistungen zu Fall gebracht wird, wie man sie zum Beispiel auch immer wieder bei Detektiv Conan findet, bleiben total aus. Genauso kam mir das Kennenlernen der beiden überstürzt und nicht überzeugend vor. Das mitunter zänkische zwischen den beiden wurde dafür gut aus den Geschichten übertragen. Holmes ist oft mal herablassend, Watson himmelt ihn an oder schamchtet und letztlich ist das alles ganz süß. Ob die homoerotischen Untertöne zur Beziehung zwischen Watson und Holmes gehören ist sicherlich auch streitbar, irgendwie stören sie hier jedenfalls. Genauso merkwürdig ist das die beiden sich mit Nachnamen ansprechen, aber trotzdem duzen ist eine komische Übersetzungsentscheidung.

Aber auch optisch konnte mir der Band nicht gefallen. Alles beginnt mit vier Farbseiten. Diese sind zwar optisch absolut nichts besonderes, stören aber auch nicht weiter. Der Rest des Manga hingegen sieht teilweise echt schlimm aus. Die Mimik der Figuren ist sehr beschränkt, die Charaktere haben nur sehr entfernt Ähnlichkeit zu den Romanfiguren und sehen aus wie die generischsten Manga Charaktere die man sich vorstellen kann. Hintergründe gibt es nur sehr sporadisch, dafür hat man alles immer und überall großzügig mit Bergen von Rasterfolien tapeziert. Die Panel Anordnung rangiert zwischen Mittelmaß, über undynamisch bis hin zu vollkommen chaotisch und unzweckmäßig. Hat mir insgesamt alles nicht so gefallen. Mal schauen im zweiten Band gibt es Tom Sawyer. Vielleicht kann der mich ja überzeugen, denn im Grunde würde ich mich schon freuen wenn die Reihe lange bestehen würde, da ich das Konzept spannend finde und die Hardcover Aufmachung was besonderes ist.

3 von 10 Fensterschlangen