Donnerstag, 29. August 2013

Tulpa - Perdizioni mortali (2012) [Fantasy Filmfest]

Tulpa - Perdizioni mortali (2012) [Fantasy Filmfest]

Lisa (Claudia Gerini) schlägt sich auch zu Krisenzeiten irgendwie durch und konnte bisher ihren Job in der Finanzwelt erhalten. Langsam wird aber auch für sie das Eis immer dünner auf dem sie steht und ihr Chef (Michele Placido) hat schon verkündet, dass eine der Mitarbeiterinnen gehen muss wenn der nächste Deal platzen sollte. Abgesehen von ihrer beruflichen Lage wird ihr Leben durch ihre geheimen, nächtlichen Aktivitäten durchgewirbelt. Nach Feierabend brezelt sich die Blondine nämlich nach allen Regeln der Kunst auf und betritt die dunklen Flure des elitären Sexclubs “Tulpa”. Dort verkehrt sie und hat Verkehr. Eigentlich alles ganz toll, zumindest bis sie auf eine ungeklärte Mordreihe aufmerksam wird, bei der nur Menschen getötet wurden, die sie aus dem Club kannte. Als sie den spirituellen Clubbetreiber Kiran dazu befragt macht ihr der buddhistische Tulpa Kultanhänger klar, dass sie nicht weiter die Hintergründe beleuchten sollte und schon bald scheint der Killer auch hinter ihr her zu sein.

So oft hat man ja nicht gerade die Möglichkeit ein Giallo im Kino zu sehen, dazu noch einen aktuellen. Da war klar, dass Tulpa auf dem Fantasy Filmfest vorgenommen werden musste. Der Trailer wurde gar nicht erst geschaut, wird schon irgendwie passen. Die ersten Minuten von Federico Zampaglione Siebziger Hommage mögen auch wirklich gefallen. Es beginnt mit einer Menge Sleaze, was nie schaden kann. Wir beobachten ein Pärchen bei ihrem fesselnden Liebesspiel, während der Killer ins Apartment stolpert und den Mann auseinandernimmt und ihn darauf entmannt. Handgemachte, recht deftige Effekte, eine solide Italo-Horror Atmosphäre, etwas wackelig aber sonst okay gefilmt und ein richtig guter Soundtrack.

So bleibt es dann aber nicht, denn nach der Titelsequenz bricht zuerst die Spannung, dann das Acting und schließlich der gesamte Film ein. Vorm heimischen Bildschirm wäre es alsbald auch recht amüsant geworden, denn in einer geselligen runde und bierseligem Beisammensein wäre noch ein wenig drin. Unfreiwillig komische und zum Teil auch richtig alberne Szenen gibt es nämlich zu Hauf. Der Plot gibt leider nur äußerst wenig her und die Auflösung über den wahren Killer wird den meisten Zuschauern bestenfalls egal sein. Eine richtige Klimax bleibt dadurch aus und auch ansonsten sind die einzigen konstanten Qualitätsmerkmale die ordentlich gemachten Effekte, komplett ohne Computer und ein wirklich guter Soundtrack. Die Tötungen sind manchmal ganz einfallsreich. Ich sag nur so viel, wenn man ein Kinderkarussell und Stacheldraht miteinander verbindet, kann das schon mal ins Auge gehen.

Angeführt von Claudia Gerini, übrigens die Verlobte des Regisseurs, stolpern die Akteure kopflos durch den Film. Gerini selbst ist vermutlich noch mit die beste Darstellerin, hat aber sichtlich mit der Leere des Skripts zu kämpfen, die ihr nur wenig zum Arbeiten lässt. Besser als sie ist aber nur das italienische Urgestein Michele Placido (Ein Wochenende nach Maß), der Rest rudert sich eher bemüht durch die Suppe. Abgesehen davon, dass sie allesamt ja leider auch nur wenig bekommen womit sie arbeiten können, wird die Sprachbarriere ein Problem gewesen sein. Scheinbar vollkommen wahllos wird hier zwischen Englisch und Italienisch hin und her gewechselt, ohne dass ich verstehen konnte warum. Zuerst dachte ich, bei Lisas Meetings wäre ein Engländer dabei, was die Sache erklären könnte. Später spricht sie aber auch mit anderen Leuten, die ganz klar Italiener sind auf englisch. Akzent frei oder wenigstens deutlich spricht niemand seine Zweitsprache und vor allem die Hauptdarstellerin hat teilweise immense Probleme damit die Worte der fremden Sprache auszusprechen.

Übrig bleiben viele unfreiwillig trashige Momente, ein paar Verbeugungen vor Vorbildern wie Argento (Die neunschwänzige Katze), etwas prickelnder Matratzensport und eine gehörige Portion Langeweile. Besonders in der letzten halben Stunde wurde ich dann wirklich ziemlich hibbelig und hoffte das es bald vorbei wäre. Zu Hause, wo man auch mal ein paar dumme Sprüche ablassen kann ohne jemanden damit zu stören, kann das Teil sicherlich noch etwas mehr bringen als im Kino, aber abgesehen vom Sound und den blutigen Szenen konnte mich hier wirklich nichts an der richtigen Stelle packen.

3,4 von 10 liebe Ratten