Freitag, 6. September 2013

Killer is Dead (Xbox 360)

Killer is Dead (Xbox 360)

Mondo Zappa ist frisch gebackener Auftragskiller für die Regierung. Mit seinem Katana Gekkou schnetzelt er sich stets durch die Armeen von Wires, Mondvampiren, Tattootigern und was sonst noch so exekutiert werden muss. Zusammen mit seiner Assistentin Mika, die er einst gefesselt auf der Straße fand und dann bei sich aufnahm, schließlich kann sie sehr gut hartgekochte Eier zubereiten, geht er einige schwere Aufträge an und findet dabei immer mehr über seine Vergangenheit heraus. Zum Glück sind die beiden aber auch nicht allein. Mondos Chef Bryan, ein großer schwarzer Mann mit einigen robotischen Körperteilen, genauso wie Mondo selbst hat auch er einen technischen Waffenarm, hilft gerne mal mit seinem mächtigen Geschütz aus und wenn es richtig hart wird, hilft auch mal Vivienne aus, die nicht nur ein fettes Bike hat, sondern auch 16 Arme mit denen sie famos rumballern kann. Damit Mondo nicht so allein sein muss, lacht er sich auf dem Weg als Profikiller auch noch die eine oder andere Dame an.

Einst arbeitete er in einem Bestattungsunternehmen, fand dann aber irgendwie zur Spielebranche. Unter dem Pseudonym Suda51 wurde Gōichi Suda gerade in den letzten Jahren immer bekannter und mittlerweile auch ganz klar Kult. Nach seinen ersten Wrestlinggames und einigen Lizenztiteln kreierte er mit Spielen wie Killer7, No more Heroes und Lollipop Chainsaw, sehr eigene Marken, die vielleicht spielerisch nichts neues bieten, dafür die optischen Möglichkeiten des Mediums sehr viel besser nutzen als viele andere Produzenten. So ist auch sein neuestes Werk “Killer is Dead” eine reine Augenweide.


Grafisch ist das Spiel sicherlich nicht im obersten Drittel der aktuellen Spielegeneration zu verorten, das ist aber auch zweitrangig. Es geht nämlich sehr viel mehr darum, wie das Spiel präsentiert wird und hier liegen die stärken von Suda. Verschiedene Cartoon Stile, mangaeske Szenen, Animeoptik und viele andere künstlerische Einflüße verbinden sich zu einem großen Celshading Klumpatsch, der extrem überzeichnet und mit riesigen negativen Arealen gestaltet wurde. Farblich ist alles von schwarz und verschiedenen Lila und Rosa Tönen dominiert. Optisch jedenfalls ganz große Kunst und perfekt aufeinander abgestimmt. Wer auf abgefahrene Sachen im fernöstlichen Stil steht bekommt hier eine dicke Packung serviert.

Am besten wirkt dieses Visuelle Donnerwetter während der Bosskämpfe die jedes mal auf die eine oder andere Weise episch arrangiert wurden. Die Action sieht jedes mal klasse aus und auch in den vollkommen wahnsinnigen, ja fast manischen Cut-Scenes entfaltet die visuelle Darbietung ihre Stärken. Und da kommen wir zum Inhalt. Die Story handelt von dem Killer Mondo, davon wie er böse Monster enthauptet, wie er währenddessen einige Frauen ins Bett buchsiert und nebenbei auch noch seine tragische und bisher verdrängte Kindheit aufarbeitet. Wie bei Suda üblich hat fast alles mehrere Bedeutungsebenen. Gleichzeitig ist alles sehr psychedelisch, philosophisch, aber auch totaler Trash im Grindhouse Look. Nicht zu vergessen sind die vielen musikalischen Anspielungen, Popkulturellenreferenzen und oftmals versteckte oder auch offensichtliche Symbolik. Trotz der vielen Ebenen macht das meiste, dank dem ständigem Wechsel zwischen Bad Ass Action, Philosophie, Sexismus und totalem Schwachsinn nur aus weiter Entfernung Sinn. Schaut man sich die einzelnen Episoden, von denen es zwölf an der Zahl gibt, genauer an, bleibt vieles unklar und wenn man mal ernst ist, macht das meiste einfach keinen Sinn. Dafür ist das Ganze aber ein Erlebnis und mir immer noch tausendmal lieber als das ständige Wiedergekäue kruder Kriegsgeschichten.


Kritisiert werden muss aber natürlich der offensichtliche Sexismus, der sich aber doch durch Sudas Unbefangenheit in diesen Punkten erklären lässt. Ähnlich wie bei Segas Yakuza Reihe werden die Damen auch hier reihenweise erobert und zwar auf absonderliche Art und Weise. In zwei Gigolo Episoden dürft ihr auf ein Date gehen und versuchen eine Dame zu bezirzen. Dabei müsst ihr der Frau tief in die Augen schauen, damit sie sich dolle verliebt. Ihr selbst müsst aber Mut sammeln. Das geschieht indem ihr euer gegenüber auf Brüste, Schritt und sonst wo hin starrt. Später kann mit einer Röntgenbrille auch unters Kleid geschaut werden. Ist der Mut dann vollkommen aufgeladen, dann kann der holden Maid ein Geschenk gemacht werden. Wenn man durch Geschenke genug Liebe erkauft hat, geht es dann irgendwann in die Kiste und die Damen schenken euch neue Waffen. Ist natürlich sexistisch und natürlich ist dieser Modus total daneben. Trotzdem wohnt dem Ganzen solch eine Naivität inne und alles ist so extrem überspitzt, dass es nur noch wie eine Parodie dummer sexistischer Klischees und klein Jungen Fantasien wirkt. Ernstnehmen soll das Niemand und war auch nie die Intention des Entwicklers. Außerdem passt es schon sehr in den ganzen Grindhouse Style. Da ist die Spieleindustrie voll mit unterschwelligem und viel gefährlicheren Rollenbildern und Objektivizierungen, als dass ich mich hierüber sonderlich aufregen würde. Gebraucht hätte ich den Modus allerdings auch nicht, gerade da er spielerisch nicht zu viel hergibt.

Aber kommen wir zum eigentlichen Spiel. Nacheinander spielt ihr die zwölf Hauptepisoden durch, die die Story bilden. Außerdem gibt es noch ein paar kleine Nebenmissionen und einige Herausforderungen, die dazu dienen die dritte Dame rum zubekommen. Mit jeder gewonnen Mission verdient ihr Geld und mit dem Geld könnt ihr Items, Klamotten für euch und die Frauen und so weiter erstehen. Besiegte Gegner verlieren Items mit denen ihr eure Energie und euer Blutlevel erhöhen könnt und mit Mondkristallsplittern werden neue Kampfkünste akquiriert. Alles nicht zu ungewöhnlich.


Innerhalb der Episoden kämpft ihr euch durch Schlauchlevel die nur äußerst selten Raum zum erkunden lassen und Denkaufgaben übersteigen niemals das Niveau von, schneid dem Gegner dem Kopf ab und benutze ihn als Schlüssel. Dafür ist das Kampfsystem ganz cool, was bei einem Action Häcksler schon sehr wichtig ist. Zu Beginn erscheint es vermutlich zu simpel und man macht nicht mehr als sinnloses Button Mashing, sobald man aber ordentlich eingekauft hat werden auch die Subweapons reizvoll. Für die braucht man Blut und wenn sie gelevelt wurden sind sie nicht mehr so unreizvoll sind wie zuerst vermutet. Neben endlosen Katana Combos sind noch einige weitere Schwertmoves sowie verschiedene Guard Brakes. Eure Subweapons sind eine, mit Blut betriebenes Pistole, ein Bohrer, eine Eiskanone und ein Laser. Auch wenn das Kampfsystem nicht wirklich sehr komplex ist, ist es doch abwechslungsreich genug um richtig bock zu machen. Gerade wenn man später das Game noch einmal im sehr schweren Modus durchspielt muss man schon wissen wie man welchen Gegner anzugehen hat, sinnloses Rumgekloppe hilft da nur noch wenig. Außerdem ist es auch äußerst befriedigend, wenn man gelernt hat, wie man welchen Gegner angehen muss, somit jedem Angriff ausweicht und das Combometer bis zum Brechen füllt.


Während die Gegner, vor allem die epischen Boss Fights, viel Abwechslung bieten, die Cut Scenes an Wahnsinn nicht mehr zu übertreffen sind und jedes Level ein ganz eigenes Setting verpasst bekommen hat, müsst ihr das Kampfsystem schon sehr mögen. Mehr macht ihr schließlich nicht. Ihr geht von Raum zu Raum und Kämpft. Abwechslung ist in Sachen Gameplay nicht zu erwarten. Hätte man an diesem Punkt für mehr Variablen gesorgt, vielleicht noch ein paar andere Arten von Missionen und vielleicht auch Rätsel eingebaut, wäre es sicherlich auch für nicht Fans von Suda zu empfehlen. So kann man das Game nur allen empfehlen die Lust auch arcadelastige Action im Stile von “No more Heroes”, “Killer7” oder den Sega Games “Anarchy Reigns” und der “Yakuza” Reihe haben. Wer mit Sudas Arbeiten bisher nichts anfangen konnte, wird wohl auch hiermit nicht überzeugt werden, wer aber bisher Spaß an seinen Titeln hatte, wird auch hiermit so seine lustigen 10 Stunden verbringen. Neben dem optisch aufregenden Design, dem motivierinden Kampfsystem und der abstrusen Gewaltdarstellung, konnten mich vor allem die vielen kleinen nerdigen Momente in der Story fesseln. Anspielungen auf Filme, Comics, Manga, Anime, Musik, Kaijus und so weiter, alles dabei und alles cool. Zu Musik sei auch noch gesagt, dass die Mischungen aus Lounge, Jazz, elektronischen Klängen und einr Kante Metal perfekt zum Film passt und alles richtig macht.

7 von 10 Augen auf dem Rücken