Sonntag, 20. Oktober 2013

Stieg Larsson: Verblendung #2 (Panini)

Stieg Larsson: Verblendung #2 (Panini)

Immer noch ist der einst angesehene, mittlerweile oftmals eher belächelte linke Journalist Mikael Blomkvist auf der Suche nach Harriet, die vor über 50 Jahren von einer kleinen Insel ohne jegliche Spuren verschwunden und vermutlich getötet wurde. Da er nun schon seit einiger Zeit nicht mehr alleine weiterkommt stellt die Vanger Gruppe eine Verbindung zwischen ihm und der meisterlichen Hackerin Lisbeth Salander her. Gemeinsam kommen sie schon sehr viel schneller voran. Doch dieser Fortschritt deckt noch eine Reihe viel schrecklicherer Taten auf und nicht unbedingt jede Spur bringt sie näher an Harriet, dafür wird aber klar, dass es mehrere Serienmörder auf der Familieninsel geben muss.

Und somit geht auch Panini der erste Larsson Roman der Millenium Trilogie als Graphic Novel zu Ende. Während der erste Band dazu diente die Charaktere und die Grundlagen des Falls ganz in Ruhe vorzustellen und auszubreiten, bleibt diesmal die volle Zeit dazu übrig um den Fall ohne Unterbrechung ständig voranzutreiben. Dabei ist das Erzähltempo durchgängig gepfeffert und nur selten schaltet man für kleinere Charaktermomente einen Gang runter. Stieg Larssons Schreibe ist großartig. Pausenlos spannend, frisch und immer durch eine sehr eigene Note perfektioniert. Ein großes Lob gibt es auch für die schottische Kriminalautorin Denise Mina, die wieder für die Comicadaption der Geschichte zuständig war. Ihre Bearbeitung muss natürlich vieles unter den Tisch fallen lassen, was sich aus dem Buch nicht richtig ins Comicmedium übertragen lässt und auch vom Unfang her mussten Kürzungen gemacht werden. Insgesamt ist es jedoch eine ehrliche und Adaption, die ihr bestes gibt der Romanvorlage gerecht zu werden.

Vielleicht könnte man kritisieren, dass Mikael etwas zu blass bleibt, aber in Verbindung mit Lisbeth wird er zusehend zu seinem spannenderen Charakter und auch besonders der sehr kurze Auftritt seiner Tochter hilft dabei die Figur menschlicher wirken zu lassen. Schön ist aber einfach auch, wie wenige Klischees bedient werden und auch die politischen Untertöne, sowie Sexismuskritik nicht verwässert wurden. Einfach rundum gelungen und ein sehr interessantes Lesevergnügen.

Der Argentinier Leonardo Manco (Deathlok) sorgt erneut für ein optisches Highlight. Die Zeichnungen sind detailliert, nie nehmen sie der Handlung etwas von ihrer Ernsthaftigkeit und die Trostlosigkeit schafft es gerade das Geheimnis der Vangers und Lisbeths Seelenheil atmosphärisch stark rüberzubringen. Leider merkt man an einigen Stellen doch schon recht stark den Einfluss des zweiten Zeichners Andrea Mutti, der nicht ganz die Intensität aufrecht erhalten kann. Hinzu kommen noch kleine Schwächen in der Koloration, denn ein paar Seiten sehen ein wenig zu freundlich aus, was jedenfalls mich ein wenig aus der Stimmung geholt hat.

Kleinere Makel sind vorhanden, wer aber Interesse an der Geschichte in Comicform hat, sollte einen Blick riskieren. Puristen bleiben natürlich weiterhin bei den Romanen.

8 von 10 Google Treffer