Mittwoch, 23. Juli 2014

Iguana With the Tongue of Fire (1971)


Iguana With the Tongue of Fire (1971)

In Dublin wird eine junge Dame grausam ermordet. Der Killer dringt zuerst in ihre Wohnung ein, verätzt ihr Gesicht mit Säure und schlitzt ihr die Kehle auf. Am nächsten Tag findet man die verstümmelte Leiche im Kofferraum der Limousine des schweizerischen Botschafters Sobiesky (Anton Diffring). Gegenüber streitet der Botschafter jegliche Mitschuld am Tod der Frau ab, die wie sich herausstellt bis vor ihrem Ableben noch seine Geliebte war. Da er nicht mit der Polizei kooperieren will und er durch seinen Titel politische Immunität hat, setzen die Cops heimlich den, für seine knallharte und nicht immer regelkonforme Herangehensweise bekannten, Detective John Norton (Luigi Pistilli) auf ihn an. Der lässt sich allerdings ziemlich schnell zu tief in den Fall ziehen, als er eine Affäre mit Sobieskys schöner Stieftochter Helen (Dagmar Lassander) anfängt. Währendessen geht das töten munter weiter und keiner hat eine Ahnung was dahinter steckt.

Riccardo Freda (Der Vampir von Notre-Dame) überrascht in “Die Bestie mit dem feurigen Atem”, wie dieser Giallo bei uns heißt, durch ein sehr ungewöhnliches Setting. Anstatt Rom, eine beliebige andere italienische Metropole oder ein sizilianisches Fischerdorf müssen die Opfer des mysteriösen Schlitzers diesmal in Irland, genauer gesagt in Dublin dran glauben.

Was zuerst wie der Segen des Films scheint, stellt sich bald als sein Fluch heraus. Durch die international belegten Rollen - die Darsteller spielen hier Iren, Engländer, Franzosen, Schweizer und noch mehr - Müssen wir hier schreckliche Synchronstimmen ertragen Synchronisiert wurde der Film wohl komplett vom italienischen Team. Das Ergebnis ist traurig und famos zu gleich. Wenn ein Italiener einen Schweizer spielt und dann ein anderer Italiener diesen Mann synchronisiert und dann mit seinem italienischen Akzent versucht einen Schweizer Akzent zu imitieren, bleibt kein Auge trocken.

Aber auch ohne die katastrophale Übersetzung hätte der Film genügend Probleme. Die Handlungen der Charaktere scheinen nicht unbedingt logisch. Vor allem wenn eine junge Frau sich von eine, alten Mann ins Bett quatschen lässt, indem er sie fragt: “Hallo, junge Dame. Wollen wir es auf dem Motorrad treiben oder doch lieber in den Büschen?” Tolles Flirtverhalten aber nicht unbedingt glaubhaft. Diese Art von irgendwie humoristisch motivierten Szenen gibt es mehrmals und zerstört die Integrität des Falls, sowie die der Charaktere. Freda, der übrigens unter dem pseudonym Willy Pareto gedreht hat, scheint den Humor teilweise als schockmittel einsetzen zu wollen, weiß aber nicht so recht wie.

Ebenso schockieren sollen die Mordszenen. Allesamt sind recht heftig geraten, vor allem der Mord an einer alten Dame ist dabei auch nur schwer zu ertragen. Der Rest sieht hingegen übertrieben Gory, sehr nach Plastikkram und somit nicht sehr bewegend aus. Da sabotiert der Film sich erneut neu und mildere Gewaltszenen, hätten den Film am Ende vermutlich sogar intensiver wirken lassen. Der Kriminalfall selbst hat aber im Grunde alles, was man von einem Giallo erwartet. Sex, viel Gewalt, etwas Krimi zum miträtseln und ganz viel bildlichen Symbolismus.

Am meisten Spaß bringt aber die alte Dame, die sich für Miss Marple hält und immer die drolligsten Erklärungen für jedes Verbrechen hat. In der Hauptrolle ist Luigi Pistilli (Für ein paar Dollar mehr), der mit Dagmar Lassander (Femina ridens) anbandelt. Besonders Lassander ist nicht nur schön anzusehen, sondern spielt wirklich gut. Pistilli hingegen hat man schon ganz klar in besserer Verfassung gesehen, aber dennoch reißt er seine Szenen routiniert, aber doch etwas gelangweilt und manchmal zurückhaltend ab. Dafür gibt es in den weiteren Rollen noch ein paar ganz nette kleine Auftritte zu bejubeln. Auch wenn die Performances nicht immer die besten sind, gibt es wenigstens Gesichter, wie die von Renato Romano (Das Rätsel des silbernen Halbmonds), Valentina Cortese (Die barfüßige Gräfin), Anton Diffring (Sie nannten ihn kleine Mutter) und Werner Pochath (Laser Mission) zu sehen. Insgesamt also schon ein prominent besetzter Film, der damit leider nicht zu viel anzufangen weiß.

Wer einen packenden Giallo will, wird sich an den übertriebenen und dadurch lächerlichen Goreszenen stören, wer den Kriminalteil spannend findet, wird sich über die teilweise absichtlich albernen Dialoge ärgern und wer einfach nur Gore sucht, langweilt sich, weil es dann doch zu storylastig ausgefallen ist. Abgesehen vom Cast und ein paar lustigen oder aufregenden Szenen gibt es nicht so viel zu loben, dass man von einem interessanten Film reden könnte. Eher was für die Genre Sammler.

5 von 10 Play-Doh Gesichter