Mittwoch, 24. September 2014

Fevre Dream - Fiebertraum Teil 1 (Panini)

Fevre Dream - Fiebertraum Teil 1 (Panini)

Enthält “Fevre Dream” #1-#5.

Wir schreiben das Jahr 1857, genauer gesagt den April dieses besonderen Jahres. Besonders zuerst einmal für den Mississippi Dampfboot Kapitän Abner Marsh. Der grobschlächtige Süßwasserseebär hat wie viele andere Menschen der damaligen Zeit mit einer grassierenden Finanzkrise zu kämpfen. Schließlich können die Konsequenzen nicht mehr vom Tisch gewischt werden, er muss sich den finanziellen Ruin eingestehen. Doch er bekommt von unverhoffter Seite eine neue Chance. Joshua York, ein bleicher, wohlhabender Gentleman bietet ihm an sein neuestes Schiff zu steuern. York hat nämlich einen beachtlichen Dampfer zimmern lassen. Das auf den Namen Fevre Dream getaufte Boot ist das schnellste, edelste und zugleich größte Schiff, das jemals den Mississippi River durchkreuzt hat. Etwas geknirscht nimmt er das Angebot an und seine Selbstständigkeit auf. Bald schon, muss er jedoch eingestehen, dass etwas an Bord nicht stimmt. Einige der Gäste verlassen ihre Kojen nur nach Sonnenuntergang und das ist noch das normalste, was auf den Planken des Dampfers im Schutze der Nacht geschieht.

Ja, ja zur Zeit kommt man als Genrefan wohl nicht an George R. R. Martin vorbei. Es geht den Leuten aber natürlich vor allem um “Game of Thrones” und da auch nur um die TV-Serie und nicht die Bücher. Da vergisst man gerne mal, dass der Herr ja auch unter anderem die Drehbücher zu einigen “Twilight Zone” Folgen verfasst hat und auch viele andere tolle Romane von ihm erdacht wurden. Für Science-Fiction Fans würde ich zum Beispiel “Planetenwanderer” wärmstens empfehlen. Aber auch für Comicfans gibt es dank Avatar Press nicht nur “Game of Thrones”, sowie das Prequel “Der Heckenritter”, sondern nun auch “Fevre Dream” auf als Comic und dank Panini diese Comicadaptionen auch auf deutsch zu lesen.

Die neueste Veröffentlichung ist der erste Teil von Fevre Dream. Dabei handelt es sch um eine Comicumsetzung des gleichnamigen, aber in Deutschland unter dem Titel “Fiebertraum” veröffentlichten Vampirroman aus dem Jahre 1982. Die Vampire hier sind noch welche der alten Schule, hochmütige koloniale Aristokraten, die noblen nahen Verwandten Draculas eben. Ein besonderes Setting bekommt der Plot durch seinen Handlungsort beschert. Als Wirkungsort der Blutsauger hat Martin sich den Mississippi im 19. Jahrhundert ausgesucht. Eine Kulisse die jeden sofort an Mark Twain und seinen frechen Rabauken Tom Sawyer denken lassen wird. Von dieser Besonderheit lebt die Geschichte dann auch. Denn abgesehen vom binnenländlich maritimen Setting hat die Geschichte nur wenig besonderes. Die Figuren sind allesamt ganz interessant, der Plot um einen geheimen Vampirring, der auf einem Dampfboot haust hat was einmaliges und Oldschool Vampire bekommt man eh zu selten. Trotzdem hat man auch diese Art des Vampirthrillers schon oft gelesen. Durch den Mississippi Schwerpunkt hat die Geschichte etwas sehr eigenes kreieren können und sich so auch ein Alleinstellungsmerkmal erarbeitet, dass ihre Existenz erst völlig legitimiert, mehr ist es dann jedoch nicht. Daran ändert dann auch der mächtige Name “Martin” nichts. Für Fans des Vampirgenres aber allemal einen näheren Blick wert.

Vom Roman zum Comicskript umgeschrieben wurde die Handlung von Daniel Abraham, der selbiges auch schon bei Martins Lied von Eis und Feuer getan hat. Für das Artwork war Rafa Lopez zuständig. Das Ergebnis seiner Arbeit wird, wie leider nur allzu oft bei Avatar, durch eine sehr plump digital eingefärbte Kolorierung, ihrer meisten Details beraubt. Nicht immer unbedingt schön anzusehen. Ärgerlich vor allem wenn man beachtet wie viel atmosphärischer die Cover geraten sind, deren Farben nicht so platt aufs Bild geklatscht wurden. So verlieren die Panel viel von ihrer Seele, wobei auch gesagt werden muss, dass die Seitenlayouts oftmals ohne Spannung sind und nicht immer den Eindruck machen, die Künstler wüssten was sie da tun. Bewegungsabläufe werden jedenfalls mitunter recht unbeholfen vermittelt, Tempo und Stimmung sucht man vergebens. Nimmt man alles zusammen hat man eine nette Vampirgeschichte mit einem Artwork das zwar zweckmäßig, aber ziemlich seelenlos ausgefallen ist. Gibt sicherlich schlimmere Umsetzungen bekannter Romane, mehr als ein hurtig rausgeworfener Comic um noch die Lizenz auszunutzen ist es nicht.

5,6 von 10 lange Nächte