Dienstag, 16. September 2014

Street Fighter - Assassin's Fist (2014) [Polyband]

Street Fighter - Assassin's Fist (2014) [Polyband]

Die beiden Kämpfer Ryu und Ken befinden sich in der letzten Phase ihres Trainings unter ihrem Meister Gõken. Dieser weiht die beiden in die uralten und geheimen Techniken des Ansatsuken ein.
Ken jedoch ist äußerst ungeduldig, ihm geht das Training nicht schnell genug, und findet alte Aufzeichnungen über das Satsui no Hado, das zwar schneller zum Erfolg führt, allerdings auch wesentlich gefährlicher ist, da es droht den jeweiligen Kämpfer komplett einzunehmen, ihn verrückt zu machen oder gar zu töten.
Auch Gõken hat schon schmerzhafte Bekanntschaft mit dem Satsui no Hado gemacht und offenbart seinen Schülern die finstere Vergangenheit um ihn, seinen Bruder Gõki und deren Meister Gõtetsu.

Vier Jahre ist es nun her, dass unser bescheidener Blog sein hässliches Haupt emporgehoben hat, um das Internet um noch mehr unqualifizierte Meinungen zu bereichern.
Eines der ersten Reviews auf diesem Blog war El Tofus Besprechung zu „Street Fighter – The Legend of Chun Li“. Ja, über diesen Film wollen so manche lieber den Mantel des Schweigens hüllen.

Auch die 1994er Street Fighter Verfilmung mit Jean-Claude Van Damme und Raul Julia, besticht eher durch unfreiwillige Komik und wenig Kenntnis über das Ausgangsmaterial.
Kann da eine kleine Web Serie über eines der beliebtesten Kampfspiele aller Zeiten noch etwas retten, wo doch schon zwei Verfilmungen so grandios gescheitert sind?
Oh Ja!
Denn hier sind im Gegensatz zu den vorangegangenen Verfilmungen Leute am Werk, denen Street Fighter am Herzen liegt, die etwas von den Spielen und ihrer Mythologie verstehen und obendrein nicht von großen Studios zur Massentauglichkeit ihres Werkes geprügelt werden.

Aber der Reihe nach. Fangen wir mal bei den Charakteren und ihren Darstellern an:
„Street Fighter – Assassin’s Fist“ weist einen recht überschaubaren Cast auf. Da wären Ken, Ryu, ihr Meister Gõken und via Flashbacks noch sein Bruder Gõki (Akuma) und deren Meister Gõtetsu. Damit das hier nicht zum reinen Männerverein wird, gesellt sich noch die junge Sayaka hinzu, die mit Gõken und Gõki im Tempel lebt.
Dazu gesellen sich noch zwei-drei Nebencharaktere, die mal kurz auftauchen und auch irgendwie Bedeutung haben, aber auf die nicht detaillierter eingegangen wird.
Das war dann aber auch mit dem Cast. Hier wurde nicht versucht zig der unzähligen Street Fighter Charaktere in die 2 ½ Stunden Spielzeit zu pressen, unter dem Risiko, dass diese Charaktere nur zu flach geraten wären.

Es wird sich sehr löblich auf Ken und Ryu beschränkt. Wobei diese während der Schilderung um Gõkens Vergangenheit eine Zeit lang immer mehr ins Hintertreffen geraten.
Das tut der Serie wirklich gut, da sie so nicht den Fokus verliert (Wie gesagt bis auf die Flashbacks, bei denen Ken und Ryu über weite Strecken nichts zu melden haben) und sich nicht verwirrend viele Charaktere die Klinke in die Hand geben.
Ähnlich hatte es ja schon im Anime „Street Fighter II V“ geklappt, wo man sich auch hauptsächlich auf die beiden Sympathieträger konzentriert hat und die meisten der Nebencharaktere eben oft nur Begegnungen auf ihren Reisen darstellen.
Und bevor wir uns hier missverstehen: Ich bin auch sehr interessiert an den Stories von Chun Li, Guile und den anderen Kämpfern, aber bitte alles zu seiner Zeit und mit Bedacht, damit sich die Charaktere umso besser entfalten können.

Genau diesen Weg hat man mit der Webserie eingeschlagen und ich bin äußerst dankbar dafür.
Denn all die emotionale Tiefe, die Gõkens Geschichte umgibt und bis in die Gegenwart der Serie reicht und somit auch die Beziehung zu Ken und Ryu beeinflusst, hätte  nicht erreicht werden können, wenn man der Story zu wenig Raum gegeben hätte.
Natürlich greift diese Tiefe nicht, wenn schauspielerisch nichts rüberkommt. Glücklicherweise sind gerade diese Flashbacks sehr gut besetzt und gespielt.
Sehr löblich ist es hier, dass den japanischen Darstellern gestattet wurde auch Japanisch zu sprechen, so dass kein starker Dialekt (den man in einigen wenigen Szenen zu hören bekommt) die Leistungen trübt.
Seltsam ist nur, dass manchmal sehr willkürlich zwischen Japanisch und Englisch gewechselt wird. Wie beispielsweise in einer Sparring Szene zwischen Gõken und seinem Meister, die aus dem Nichts 3-4 Sätze Englisch sprechen, nachdem zuvor alles auf Japanisch beredet wurde.

Christian Howard (Auch als Co-Autor tätig) und Mike Moh als Ken und Ryu glänzen in erster Linie durch ihre kämpferischen Fähigkeiten. Dennoch fällt keiner der beiden wirklich negativ auf und ihre Leistungen sind durchaus solide und fallen auch nur im direkten Vergleich mit den japanischen Cast Mitgliedern ein wenig ab.
Regisseur Joey Ansah lässt es sich nicht nehmen, selbst auch mal vor die Kamera zu treten und übernimmt die Rolle von Akuma. Das macht er in der Tat sehr gut und schafft es der Figur die nötige Präsenz zu verleihen.
Zwar wirkt Akuma mit seinem Look etwas dick aufgetragen und comicmäßig in dem sonst recht realistischen Setting, allerdings ist er auch sehr nah am Original aus den Spielen. Und seien wir mal ehrlich: Bei Feuerbällen, Chi und brennenden Uppercuts konnten wir auch ein Auge zudrücken, warum dann jetzt kleinlich werden?

Überhaupt ist der Look der Serie wirklich gelungen. Man bleibt bei den Kostümen sehr nah an der Vorlage und verleiht allem aber einen realistischeren Anstrich. Die Szenen und vor allem die Kämpfe sind wirklich wunderschön gefilmt und müssen sich nicht verstecken.
Auch das Setdesign kann sich sehen lassen, für das kein Studio angemietet wurde, sondern alles von Hand in die bulgarische Natur gebaut wurde.

Auch die Verlegung der Handlung ins Jahr 1988 (Bzw. in die 50er bei den Flashbacks) trägt viel zum „echten“ Street Fighter Flair bei und es macht wirklich Spaß, die vielen kleinen Anspielungen zu entdecken, die immer wieder gemacht werden.
Auch 80er typische Trainingsmontagen unterlegt mit wilder Gitarrenmusik, dürfen da nicht fehlen.

Der Soundtrack weiß auch sehr zu überzeugen,  da er über wirklich atmosphärische Stücke verfügt und zur Freude vieler Fans auch das ein oder andere bekannte Theme aus den Spielen bereithält.

Es gibt tatsächlich wenig zu meckern, gerade, wenn man Fan der Reihe ist, dürfte man viel Freude mit der Serie haben. Klar, sind die Effekte nicht ganz perfekt, aber für das geringe Budget absolut in Ordnung.
Das größte Manko war für mich die deutsche Synchro. Die ist zwar nicht das Schlimmste, was ich je gehört habe, raubt der Serie aber jegliche Atmosphäre. Gerade die eigentlich in Japanisch gehaltenen Szenen leiden sehr unter der Nachvertonung. Daher rate ich dringend zum Genuss der Englisch/Japanischen Originalfassung.

Ansonsten ist die bei Polyband erschienene DVD recht gut geraten. Bild und Ton können überzeugen und auch die Extras haben einige nette Sachen zu bieten. Neben kurzen Interviews, Making Ofs und einem Trailer gibt es auch einen Kommentar von Regisseur Joey Ansah.
Außerdem gibt es einen exklusiven Epilog, der Hoffnung auf eine weitere Staffel macht.

„Street Fighter – Assassin’s Fist“ dürfte Balsam für alle sein, die nach den beiden anderen, katastrophalen Versuchen einen Live Action Film aus der Reihe zu machen, schon aufgegeben haben.
Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass das Team auch noch weitere Staffeln dreht, damit wir vielleicht doch noch den ein oder anderen liebgewonnen Charakter mehr zu Gesicht bekommen. Ich bin jedenfalls stark dafür.
Und so lange kann ich mir die DVD immer wieder ansehen.