Mittwoch, 19. November 2014

Dracula und seine Opfer (1969) [Maritim Pictures]

Dracula und seine Opfer (1969) [Maritim Pictures]

Der erfolgreiche Fotograf Glen Cannon (Gene Otis Shayne) ist seit neuestem mit seinem Lieblingsfotomodel Liz Arden (Jennifer Bishop) verlobt. Noch während sie in einem Wasserpark mit Walrössern, Walen, Seehunden und Flamingos einen verrückten Fotoshoot hinlegen, träumen sie schon von ihrem Schloss. Das Paar hat nämlich ordentlich geerbt und zwar ein altes Schloss mitten in der kalifornischen Wüste. Nach dem Shooting machen die beiden Liebesvögel sich dann auf den Weg um den schmucken Kasten mal live zu erleben. Gleichzeitig können sie dann auch die Eheleute Townsend (Paula Raymond / Alexander D'Arcy) kennenlernen, die schon seit 60 Jahren dort zur Miete wohnen. Doch schon recht schnell wird klar, dass etwas nicht stimmt. Der Butler George (John Carradine) ist eine recht gruselige Type und der Sohn der Grafen, Johnny (Robert Dix), ist ein entflohener Irrer, der sich bei Vollmond in einen Werwolf verwandelt. Hinzukommen noch Betten, die Särgen wohl nicht nur rein zufällig ähnlich sehen und die Anzahl der, im Keller gefesselten Jungfrauen lässt ebenfalls schlimmes vermuten.

Ganze drei Songs des Soundtracks müsst ihr überstehen bis es mit Dracula und seinen Opfern richtig losgeht. Darunter ist mit “The Next Train Out” allerdings auch ein wahrer Ohrwurmkandidat. So sei dem Film noch mal verziehen. Danach dreht der Film dann auch schon zum ersten mal völlig durch. Eine Frau wird durch den Wald gehetzt, ein Irrer bricht aus der Psychiatrie aus, irgendwo irrt noch ein Wolfman umher und zu guter letzt startet der Film darauf in einem Wasserfreizeitpark. Mittendrin die schöne Jennifer Bishop (House of Terror). Eine kesse Dame mit viel Ausstrahlung, aber nicht zu viel schauspielerischen Talent. An der Seite von Gene Otis Shayne, einer der mäßigsten Darsteller des Films, stellen die beiden sich als Hauptdarsteller heraus. Leider. Denn die bösen haben sehr viel für darstellerisches Vermögen als die Beiden.

Es überrascht jedoch, dass nicht John Carradine (Big Foot) Dracula spielt. Schließlich war er gar nicht allzu lange Zeit zuvor schon als blutrünstiger Graf in “Billy the Kid vs. Dracula” zu sehen. Stattdessen ist er hier, leider meist nur am Rande als Butler zu sehen. Mehr Carradine wäre durchaus wünschenswert gewesen. Stattdessen spielt der ägyptische Schauspieler Alexander D'Arcy (Ein Toter hing im Netz) den Grafen Charles Townsend, AKA Dracula. Ansonsten wäre noch Robert Dix (Alarm im Weltraum) zu nennen, der ja gerne mal bei trashigem mitgemacht hat. Und Paula Raymond sollten die meisten aus Eugène Louriés “Dinosaurier in New York” kennen.

Spontan fällt mir nur ein anderer Film des Regisseurs Al Adamson ein. Und zwar der Jim Kelly Blaxploiter “Black Samurai” und denke ich daran zurück, kommt mir sofort die wirre Machart in den Sinn. Schlimmeres kann von “Blood of Dracula's Castle” behauptet werden, wie sich der Originaltitel schimpft. Ein Opferkult, ein junges Paar hat geerbt, eine Ausbruch/Flucht Plot, Sea World, ein Schloss, Jungfrauen, ein böser Butler, Werwölfe, Vampire und Dracula. Alles ganz schön viel für 86 Minuten. Vor allem stört daran aber, dass viele dieser Plotelement völlig aneinander vorbeizugehen. Wenn man die Kulissen wechselt, könnte man eigentlich auch den Film wechseln. Jedenfalls fühlt es sich so an. Über die längste Zeit lässt sich so etwas wie ein roter Faden nämlich nicht ausmachen. Spannung kommt eigentlich auch keine auf und zudem ist der Film auch noch sehr harmlos.

Ein weiterer Minuspunkt sind die schlechten Effekte. Egal ob das Schloss Interieur, das eher nach Geisterbahn Kulisse aussieht oder der unsäglich schlechten Werwolfmaske, Draculas Opfer Leben in einem sehr hässlichen Film. Dazu sind die meisten Szenen ziemlich verwackelt und von Beleuchtung ist gar nicht zu reden, denn alles was im dunklen spielt ist nur sehr schwer erkennbar.

Klingt jetzt natürlich alles total scheiße, konnte mich aber in seinen Bann ziehen. Der Streifen hat eine gewisse Leichtigkeit, die ich doch sehr unterhaltsam fand. Auf die Dauer zieht sich der Film zwar letztlich doch stark bemerkbar, bis dahin gibt es herrlich verplante Momente. Während Jennifer Bishop zum Beispiel erotisch vor dem Aquarium posiert leckt das gigantische Walross fröhlich die Fensterscheibe ab. Toll! Genauso wie die Verfolgungsjagd von Herrn Dix, die gar keine ist. Er flieht zwar, aber verfolgt wird er nicht. Fraglich ist Fraglich ist auch noch, wie der Olle Mango (Ray Young) seine Opfer verfolgen kann, wenn er viel langsamer Läuft als die verfolgten. Trotzdem holt er sie immer wieder ein. Wie gesagt alles äußerst schludrig gefilmt, dadurch aber eben auch derartig leichtfüßig und unbedacht wie die Filme eines Ed Wood Jr..

Die DVD hat kein gutes, aber akzeptables Bild, die Farben sind verblasst, besonders die dunklen Szenen rauschen teils extrem. Ich mag so was ja und gerade bei einem Film dieser Art könnte es mir nicht egaler sein. Ebenfalls auf der Disc ist noch die englische, etwa eine Minute längere Fassung. Ansonsten gibt es leider keine Extras. Dafür aber eine Wendecover mit dem Originalposter als Alternativmotiv. Die deutsche Synchro ist zwar ziemlich schlecht und mit bekannten Sprechern damaliger Pornostreifen besetzt, Charme hat sie dennoch, vermutlich sogar um einiges mehr als der O-Ton. Ist was für einen netten Abend würde ich sagen.

5 von 10 herumgeschleuderte Vogelspinnen