Freitag, 10. Juni 2016

Squirrel Girl (Panini)

Squirrel Girl (Panini)

Das Trade enthält die gesamte Miniserie “The Unbeatable Squirrel Girl” #1-#8.

Doreen Green steht kurz vor ihrem ersten Tag im College. Allerdings ist sie keine gewöhnliche Studenten, hinter der jungen Frau mit den auffälligen Schneidezähnen versteckt sich nämlich die Heldin (ob da ein Super davor gehört, darüber lässt sich streiten) Squirrel Girl. In ihren Adern fließt Eichhörnchenblut, dass ihr die Stärke und die Geschwindigkeit eben dieser lustigen Nager verleiht. Außerdem kann sie auch mit Eichhörnchen, wie zum Beispiel ihrer Freundin Tippy-Toe mit der rose Schleife im Fell. Früher war sie die Babysitterin bei Jessica Jones und Luke Cage, doch da sie eine richtige Heldin werden will verlässt sie das Avengers Hauptquartier und versucht auf ihren eigenen pelzigen Füßen zu stehen.

Squirrel Girl hat es schon mit so manchen absurd stärkeren Kontrahenten aufgenommen. So schickte sie schon Wolverine trotz Adamantiumklauen auf die Matte und selbst mit Thanos und Dr. Doom legte sie sich erfolgreich an. Nach ihrer Zeit als Avengers Babysitter erlebt sie nun dank des kanadischen Autors Ryan M. North (Adventure Comics) endlich Soloabenteuer der absoluten Sonderklasse.

Sie klaut sich ein paar Iron Man Rüstungen von Tony Stark, kämpft damit gegen den Weltenmampfer Galactus, nebenbei wird noch Kraven the Hunter abgefrühstückt und sie trifft auf den weiblichen Thor, muss Whiplash besiegen und ganz nebenbei sich noch in ihrem neuen Leben als Studentin zurechtfinden. Ich lese Zur Zeit wirklich nur sehr wenig Superheldencomics. Aber fast immer wenn etwas meine Aufmerksamkeit dann sind es meist extravagante Marvel Titel wie “Daredevil”, “Hawkeye”, “Rocket Raccoon”, “Groot”, “Howard the Duck” oder “Moon Knoght”. Allesamt verdammt gute Comics, die teilweise von Mainstreamhelden handeln, aber gleichzeitig genauso weit vom Marvel Einheitsbrei entfernt sind wie sie es nur sein können.

Die Heldentaten von Doreen sind natürlich keine wirklich ernsten Geschichten. Es gibt ernstere Untertöne, insgesamt ist die Miniserie aber extrem albern und steigert sich mit jedem Heft in noch merkwürdigere Absurditäten. Da gäbe es viele vollkommen bescheuerte Sachen, die ich leider nicht Spoilern mag, aber glaubt mir wenn ihr auf dummen, dennoch cleveren Humor steht ist das hier euer Ding. Es wird mit Superheldenkonventionen gespielt, gleichzeitig ist Squirrel Girl wohl in allen Belangen das Gegenteil eines Avengers. Auch werden hier Versatzstücke von Coming-of-Age Storys genommen und spannend mit eingefügt. Natürlich spricht all das schon sehr deutlich eine kaufkräftige Hipster Fanschicht an, tappt aber nicht in die Falle eine zynische, ironisch gemeinte Persiflage für eben diese Zielgruppe zu erschaffen. Stattdessen gibt es eine Heldin die sich tapfer als Underdog durchschlägt und immer wieder das unmögliche schafft. Und wer mag es nicht wenn die merkwürdigen Loser es auf einmal sogar mit Typen wie Galactus aufnehmen können?

Fürs Artwork hat unter anderem Erica Henderson gesorgt, sie und die weiteren Künstler steuern absolut fantastische Seiten bei. Die Charakterdesigns sind großartig, die Action ungewöhnlich und super lustig inszeniert, alles wirkt sehr lebendig, dynamisch, freundlich, bunt. Solche Kreativität und ein derartiger Ideenreichtum bei einem nicht Independentlabel zu finden wäre bis vor kurzer Zeit sicherlich unmöglich gewesen. Squirrel Girl beweist, dass auch die großen Verlage neue Wege beschreiten können, wenn sie denn wollen und vor allem das diese neuen Wege meist die lohnenderen sind.

9 von 10 Donnerhörnchen