Dienstag, 12. Juli 2016

Mighty No. 9 (Wii U)

Mighty No. 9 (Wii U)

Mighty No. 9, auch bekannt als der Androidenjunge der Beck genannt wird, ist die letzte Hoffnung für die acht weiteren Mighty Number Kampfroboter und gleichzeitig vielleicht sogar der ganzen Mensch- und Roboterheit. Diese wurden nämlich genauso wie der Großteil aller Maschinen von einem Virus unbekannter Herkunft befallen. Dieser Virus lässt die Maschinen gegen die Menschen rebellieren und bringt sie somit in akute Lebensgefahr. Gemeinsam mit seiner Freunden Call und ihren Erbauern Dr. White und Dr. Sanda, beide ebenfalls Erforscher der Xel Energietechnologie, versucht Beck die anderen mächtigen Nummern zur Besinnung zu ballern und den grassierenden Virus zurück zu schlagen.


Keiji Inafune ist vollkommen zu Recht eine Legende und das nicht zuletzt durch seine prägende Mitarbeit an Spieleklassikern wie Mega Man, Resident Evil, Street Fighter, Onimusha und vieles mehr. Daher war die Aufregung groß als der ehemalige langjährige Capcommitarbeiter auf der 2013er PAX (Penny Arcade Expo) ein Crowdfunding Project vorstellte. Mighty No. 9 sollte ein retro 2D Platformshooter werden, der ganz im Stile von 8-bit und 16-bit Mega Man und Mega Man X Games das Genre wiederbeleben und zeitgleich den Geist des blauen Bombers aufleben lassen sollte. Drei Jahre und somit auch einige Releaseverschiebungen später hat das Game nun endlich seinen Weg auf sämtliche Konsolen und den PC geschafft. Was aber mit den knapp vier Millionen Dollar der Unterstützer*innen gemacht wurde begeistert leider nur wenig.

Das Spiel bietet 12 Level mit Endgegnern, zwischen Bossen und viel klassischer 2D Platform Action. Das klassische Jump’n’Shoot Gameplay im Mega Man Stil wurde durch eine Dash Funktion ergänzt mit der Gegner getötet werden müssen. Hier nutzt ihr euren Blaster oder die Fähigkeiten der Endgegner, die ihr wie bei Mega Man nach dem Sieg imitieren könnt, nämlich lediglich um die gegnerischen Roboter zu schwächen. Um Punkte und Power-Ups zu sammeln müsst ihr sie dann aber mit einem Dash besiegen. Diese Funktion ist die größte Abweichung vom gewohnten Mega Man Schema und bietet sich sehr gut an um Combos aneinander zu ketten.

Jedenfalls theoretisch, denn praktisch klappt das mit den Combos eher selten wie gewollt. Schuld daran ist nicht unbedingt der recht knackige Schwierigkeitsgrad, der ist nämlich im direkten Vergleich zu den alten Mega Man Kamellen gar nicht mal so hoch. Dennoch frustriert Mighty ziemlich schnell und zwar vor allem aufgrund seiner extrem uninspirierten Leveldesigns. Hinzu kommen viele öde Midbosse und genauso nervige Endgegner. Leicht wäre es jetzt solch einen Titel locker in die Tonne zu treten und nie wieder darüber nach zu denken, aber so kann man mit dem Titel dann doch nicht umgehen.

Und so lässt sich der große Zwiespalt von Mighty sehr gut zusammenfassen. Es sollen Mega Man Retrofans angesprochen werden, aber das Game ist nicht wirklich Retro. Eher altbacken an den falschen stellen. Jedenfalls ganz ohne Retrocharme. Gleichzeitig versucht der Titel sich von seinem geistigen Vorfahren zu emanzipieren und verwässert damit das wenige Retrofeeling noch mehr, entfernt sich gleichzeitig aber nicht weit genug davon um wenigstens wacklig auf eigenen Beinen stehen zu können. Dazu kommt noch die Ernüchterung, das es so viel besser sein könnte. Einzelne Levelabschnitte spielen sich nämlich wirklich gut und nutzen das Combo System kombiniert mit dem Power-Up System auf clevere Weise. Andere Stellen wurden scheinbar nie richtig getestet und sind mit manchen Power-Ups beinahe unspielbar. So kommt es das ihr immer wieder auf blödeste Arten sterben werdet und nur bei einem Bruchteil der Fälle wird es sich wie euer Fehler anfühlen. Dazu kommen dann noch, zumindest bei der von uns gespielten Wii U Version schwerste Framerate Einbrüche, die gerade die kniffligsten Highspeed Abschnitte teilweise Unspielbar machen.

Dabei wird die Unreal Engine nicht wirklich gefordert, die Grafik erinnert sehr an die Dreamcast Ära, was irgendwie auch retro ist, aber sicherlich nicht so schön aussieht wie Pixelart oder schön gezeichnete Sprites. Die Charakterdesigns sind fade und vollkommen uninspiriert, wenn man von so niedlichen Sachen wie dem Mülltonnen Roboter oder dem coolen Hochleistungsofen mit der Sonnenbrille absieht. Die Story ist superlangweilig und wir in sehr monoton gesprochenen Zwischensequenzen abgehandelt, die meist nur Standbilder sind, die Figuren mit offenen Mündern zeigen. Auch während der Level hören Dr. Light und Sanda nur selten zu quatschen auf, wenn ihr allerdings von der englischen auf die japanische Tonspur umschaltet wird das ständige Gequassel ertragbarer. Wenn ihr dann noch den langweiligen Soundtrack auf 8-Bit umschaltet wird’s noch etwas besser. Wirklich spaßig wird das Game trotz allem nur sehr selten. In den besseren der Bosskämpfen und den gut designten Stellen der Level zeigt sich aber ein ziemlich gutes Spiel, das wir leider nie bekommen werden.

Uninspirierter Platform Shooter voller frostiger Momente und leider sehr wenigen Lichtblicken. Im Angebot für Genrefans sicherlich kein schlechter Kauf aber bei weitem nicht das was uns versprochen wurde und was möglich gewesen wäre.

5,7 von 10 drei Frame Animationen