Montag, 23. Oktober 2017

Donjon #1 – Das Herz einer Ente (Reprodukt)

Donjon #1 – Das Herz einer Ente (Reprodukt)

Der Donjon, das sind vier schwarze Türme die viele Meter in den Himmel ragen, voll mit Monstern und muffigen Schatzkammern, die unter anderem sogar von uralten Drachen beschützt werden. Allerdings sind diese Verliese keine Machenschaften düsterer Zauberer oder Despoten, sondern eher eine Art Freizeitpark für verschrobene und abenteuerliche Helden. Genau davon lebt der Betreiber des Donjon, er knüpft den Helden einen deftigen Eintritt ab und als Gegenleistung dürfen sie alle Schätze, die sie finden, behalten, was allerdings nur äußerst selten vorkommt. Doch es läuft nicht alles perfekt: grad hat der Wärter des Donjon Stress mit Zombies, die ihm seinen Turm abnehmen wollen. Hilfe erwartet er von einem starken Barbaren. Doch als Herbert, ein Enterich, der als eine Art Hausmeister und Botenjunge in den Verliesen arbeitet, ihn zu sich ruft lenkt er ihn damit ab und der mächtige Krieger wird Opfer von Zongo. Aus Angst vor den Konsequenzen gibt die Ente sich einfach selbst als Barbar aus. Noch ahnt er auch noch nicht, dass er mit dessen Rüstung auch ein magisches Schwert samt verfluchter Gürtelschnalle geerbt hat und sein Herz schon bald in einem Gurkenglas aufgehoben wird.

Beinahe 20 Jahre ist es jetzt her (ich fühl mich sehr alt) seitdem ich das erste Mal einen Donjon Comic gelesen habe. Damals erschienen die deutschen Übersetzungen der französischen Comicreihe noch bei Carlsen. Mittlerweile ist aus der kleinen Fantasyparodie von Joann Sfar und Lewis Trondheim ein episches Universum geworden, dessen Hauptreihe allein schon aus über 100 Alben besteht. Hinzugekommen sind zudem noch eine Reihe von Nebenserien die sich unter anderem mit den Geschichten der Nebenfiguren beschäftigen und auch eine Prequel Reihe gibt es. Grund für mich zu den Comics zurückzukehren, die mittlerweile in einer Neuauflage über Reprodukt erscheinen, sind die vom SFR 2 Kultur produzierten Donjon Hörspiele, die ich euch übrigens auch sehr empfehlen möchte.

Auch nach all den Jahren sprüht Donjon noch immer vor Charme und Witz. Jede Figur und auch alle Nebendarsteller*innen genauso wie die Monster der Türme haben einen eigenen verschrobenen Charakter. Keine der Figuren ist langweilig oder ähnelt einer anderen. Auch die Welt ist voll mit abstrusen Regeln, Bräuchen, Flora und architektonischen Eigenheiten. Neben Herbert gehört sicherlich Marvin der Drachist zu den unterhaltsamsten Charakteren und wenn dann noch Herberts vorlauter Gürtel dazu kommt, ist das Chaos eigentlich schon perfekt. Der Humor ist sehr vielschichtig und kann albern sein aber auch einfach nur richtig dumm. Gleichzeitig driftet es nie in einfaches Rumgeblödel ab, sondern kann auch durchaus mal etwas subversiver sein.

Herbert ist in all dem eine Hauptfigur mit unzähligen Fehlern und negativen Charaktereigenschaften, dennoch bleibt er sympathisch und kann durch seine trottelige Art immer wieder Mitgefühl erwecken.

Das Artwork nimmt alle erdenklichen Fantasy Klischees auf die Schippe, ist dabei aber nie nur einfache Parodie, sondern setzt viele eigene Akzente. Vieles wirkt verspielt, wobei diese Verspieltheit gerne durch stumpfe Brutalität vernichtet wird. Interessant bleibt der Comic somit auch immer fürs Auge.

Donjon ist eine humoristisch teils etwas flach wirkende Fantasyparodie, die aber vor allem durch vielschichtige Charaktere und einen tollen Blick für Details begeistern kann. Es wird eher ein erwachsenes Publikum angesprochen, trotzdem sind die Gags weder zu verkopft, noch zu klamaukig.

8,6 von 10 Teller verzaubertes Gulasch