Dienstag, 28. November 2017

Far from Noise (George Batchelor) [PS4]

Far from Noise (George Batchelor) [PS4]

Ein schöner Abend, irgendwo in der Welt an einer Steilküste am Ozean: Eine junge Frau steckt in ihrem Auto fest. Irgendwie ist sie mit ihrem Gefährt beinahe die Steilküste herabgestürzt. Nun schaukelt ihr Auto halb über der Klippe und jede Bewegung könnte das Auto abstürzen lassen. Auch der Motor scheint nicht mehr zu funktionieren. Zurückfahren ist daher auch keine Option mehr. Sich im Klaren darüber, dass ihr Leben wohl bald ein Ende haben wird, beginnt sie, die Situation, in der sie steckt, und die Gründe ihres abendlichen Ausflugs zu reflektieren. Während sie unfreiwillig die Sonne beobachten muss wie sie in den Wellen versinkt, bekommt sie Besuch von einigen Tieren. Eine nette Ablenkung von ihrem baldigen Schicksal, nur der herannahende Rehbock wirft ihre Lage noch einmal total durcheinander.

„Far from Noise“ ist das Soloprojekt von George Batchelor aus dem Londoner Entwicklerteam State of Play Games. Das Spiel erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die in ihrem Auto auf einer Klippe feststeckt. Im Anblick des Todes resümiert sie ihr Leben und philosophiert mit einem Rehbock darüber, was sie dorthin führte. Es handelt sich dabei nicht so richtig um ein Spiel, eher um eine Visual Novel. Mit dem Digipad könnt ihr während des Gesprächs bis zu drei verschiedene Antwortmöglichkeiten wählen. Das Gespräch ändert sich dadurch jedoch nur um Nuancen. Zwischen den verschiedenen Schlüsselmomenten, kann es zu verschiedenen Spezialevents kommen, die zufällige Ereignisse geschehen lassen. Meist dienen sie zur humorigen Auflockerung des philosophischen Gesprächs um Leben und Tod und allem dazwischen.

Die meiste Zeit über seht ihr das Spiel aus der selben Kameraperspektive, nur selten wird diese Perspektive verlassen um anschaulich zu machen wie tief das Kliff ist oder ähnliches. Trotz eines etwas langatmigen Start, ist der Dialog durch die Mischung aus pointierten Humor und guter philosophischer Beobachtung bald dazu fähig ziemlich fesselnd zu werden. Dabei heraus kommt ein Erlebnis, das es schafft, gute Fragen aufzuwerfen darüber wie wir Kunst betrachten und wie oft wir diese dem Selbsterlebten vorziehen. Batchelor lässt uns nur beobachten, genauso wie die Protagonistin, die diese Nacht nur durch die Windschutzscheibe ihres Autos verfolgt. Insgesamt ein spannendes Konzept, das artistisch originell und trotzdem nicht zu abgehoben umgesetzt wurde. Die zarten Soundtrack Einsätze passen perfekt zu der farbenfrohen und dennoch zurückhaltenden Grafik, wodurch ein angenehm runder Gesamteindruck entsteht.


„Far from Noise“ ist weniger ein Spiel als ein entspannendes, philosophisches Erlebnis, das meditativ auf die Spielenden wirkt, zugleich aber auch zum diskutieren anregen kann. Sicherlich nur für eine kleine Zielgruppe interessant, aber gerade deshalb etwas ganz besonderes in der aktuellen Videospielszene.

8,5 von 10 faule Frösche